Auflösende Hypnose - das Fachbuch

Traumhafte Therapie-Ergebnisse - durch auflösende Hypnose.

In meinem Fachbuch für Hypnosetherapie erkläre ich Dir mein System der auflösenden Hypnose. So wirst Du Deinen Patienten dabei helfen, ihre emotionalen Probleme zu verarbeiten und ihre psychischen Erkrankungen auszuheilen. 100 % praxisorientiert.


Hypnosetherapie: Auflösende Hypnose
Das Fachbuch von Floris Weber.
Erscheinungsdatum 2016

effektiv und nachhaltig
- SELBSTWERTPROBLEME LÖSEN
- ÄNGSTE BESEITIGEN
- DEPRESSIONEN UND
- BURNOUT AUSHEILEN
- ÜBERGEWICHT BEHANDELN

+ echte Praxisfälle zum Üben
+ die effektivsten Hypnose-Routinen
+ Marketing einer Hypnose- Praxis

Dieses Buch ist exklusiver Bestandteil der Seminare Auflösende Hypnose, Intensivausbildung Therapeutische Hypnose und meiner Online-Ausbildung.

Das erwartet Dich:

Hochwertige Illustrationen machen auch anspruchsvolle Themen leicht begreiflich, zum Beispiel den Zusammenhang von Redeangst und Selbstwertproblemen:





Meine besten Routinen kannst Du wortwörtlich für Deine eigenen Patienten übernehmen.





Praxistipps: Essentielles How-to für die Hypnosepraxis:





Merke-Kästen für die wichtigsten Textpassagen: damit alles in Deinem Kopf bleibt und Du das Gelernte immer zuverlässig abrufen kannst:





Praxisfälle: Zum praxisorientierten Lernen werden immer wieder Fälle aus meiner Hypnosepraxis als Beispiel herangezogen, das macht das Lesen und Lernen einfach:





Anschauungsfälle: anhand eines ausführlichen Falls werden die Kernprobleme von jedem Themengebiet veranschaulicht und gelöst, hier findest Du einen kleinen Ausschnitt aus dem Anschauungsfall zum Thema Depression:





Übungsfälle: Du kannst sofort nach dem Lesen eines Themengebietes die Übungsfälle lösen und Deine Antworten mit den Musterantworten vergleichen, z.B. für das Thema Depression:





Marketing einer Hypnosepraxis: Die erfahrene und eingesessene Hypnosetherapeutin Mareike gibt ihrer frischgebackenen Kollegen Bettina Ratschläge zum Aufbau ihrer Hypnose-Praxis. So lernst Du welche Fehler Du vermeiden und wo Du Geld sparen kannst. Du erfährst anhand praktischer Tipps, wie Du viele und passende Patienten gewinnst und eine erfolgreiche Hypnose-Praxis aufbaust:







Hier gibt`s die Leseprobe als schöne PDF- Version mit Bildern und Grafiken kostenlos zum Reinschmökern!   » PDF-Version


Vorwort

Dies ist die Geschichte von einem neunjährigen Jungen, der panische Angst vor dem Alleinsein hat. Seitdem sich seine Eltern vor einigen Jahren haben scheiden lassen, überkommen ihn Ängste. Er lebt im fünften Stock eines Mehrfamilienhauses in Frankfurt-Sachsenhausen. Wenn er zur Schule geht, muss er durch ein Treppenhaus. Er schaut bei jedem Stockwerk sich absichernd nach oben, von wo seine Mutter ihm versichert, dass alles in Ordnung ist. Doch die Türen, an denen er vorbeigeht, wirken dunkel und bedrohlich, so als könnten jederzeit Hände auftauchen, um ihn hineinzuziehen. Wenn er abends im Bett liegt, muss die Tür immer einen Spaltbreit offen bleiben, damit er das beruhigende Gemurmel des Fernsehers hört und auch Licht sieht. Auch allein zu Hause sein kann er nicht. Wegen seiner massiven Ängste schmiedet die Mutter einen Plan: jedes Spielzeug, das Angst auslösen könnte, wird gegen eine D-Mark eingetauscht und verschwindet dann in dem großen braunen Schrank, zu dem nur sie den Schlüssel hat. Ein gutes Geschäft für den kleinen Knirps, der nun einen Haufen Hörspielkassetten und Spielzeugfiguren in die Obhut seiner Mutter gibt. Nach diesem Handel ist er um siebenundzwanzig Mark reicher, doch nicht angstfreier. So beschließt seine Mutter, mit ihm eine Psychotherapeutin aufzusuchen. Dort spielt er rund ein Jahr lang alle möglichen Spiele, Mensch-Ärger-Dich-Nicht und Fang-den-Hut eingeschlossen. Und es passiert nichts. Dann kommt der Tag, an dem der Junge genügend Vertrauen gefasst hat: er vertraut sich seiner Therapeutin an. Unter Tränen und stärksten Schüttelanfällen erzählt er ihr von den Monstern, vor denen er sich ängstigt. Monster, die ihn holen und entführen könnten. Durch diese Sitzung passiert etwas, was keiner der Beteiligten mehr zu hoffen gewagt hatte: der kleine Junge hat auf einmal keine Angst mehr. Nicht nur er selbst, auch seine Mutter, sein Bruder und das gesamte Umfeld nehmen wahr, dass er von seinen Ängsten befreit ist. Während keiner der Beteiligten so recht weiß, was den Wandel herbeigeführt hat, freuen sich alle darüber, dass die Ängste verflogen sind. Dieser kleine Junge, von dem ich erzähle, war ich.

Ich hätte mir zum damaligen Zeitpunkt niemals träumen lassen, dass ich Jahrzehnte später dasselbe Wirkprinzip, das mich geheilt hat, jeden Tag bei meinen Patienten anwenden würde. Meine eigene Heilung und die Heilung sehr vieler Menschen, die meine Hilfe in Anspruch genommen haben, beruhen auf Gefühls-Abreaktionen. Mit der Anstimulation belastender Gefühle lassen sich diese nachhaltig auflösen. Das Behandlungsprinzip, Menschen in der Hypnose mit belastenden Gefühlen zu konfrontieren und diese zu verarbeiten, ist reproduzierbar. Dies haben unzählige Therapeuten und Therapeutinnen bewiesen, die meine Ausbildung besucht haben und ihre Patienten nach meinen Empfehlungen behandeln. Die Behandlungsergebnisse, die sie tagtäglich erreichen, sind für die Anhänger konventioneller Therapierichtungen und manchmal auch für die Patienten selbst kaum begreifbar.

Während viele Menschen und sogar einige Therapeuten gewaltige Angst vor Gefühlen haben, soll dieses Buch ein Manifest dafür sein, der Angst zu trotzen und die Probleme von Menschen an der Wurzel anzupacken. Dieses Buch schrieb ich für die Hypnosetherapeutinnen und Hypnosetherapeuten, die bereit sind, ihre Patienten zu ihren dunkelsten Gefühlen zu führen und ihnen dadurch ihre größte Sehnsucht zu erfüllen: den Wunsch nach emotionaler Freiheit und Gesundung.

Helfen Sie mit, Menschen von belastenden Gefühlen zu befreien. Helfen Sie mit, unsere Welt auf diese Weise besser zu machen. Arbeiten Sie mit Herz und Kompetenz. Machen Sie sich selbst durch die hohe Qualität Ihrer Arbeit und durch die Ergebnisse, die Sie mit Ihren Patienten erreichen, stolz.

Herzlichst, Ihr Floris Weber


Teil I. Grundlagen

1 Einführung in die Hypnosetherapie

In Deutschland behandeln Ärzte, Psychologen und Heilpraktiker mit einem hohen persönlichen und zeitlichen Einsatz psychisch kranke Menschen. Die herkömmlichen Therapien sind häufig langwierig und oft weniger erfolgreich als allgemein angenommen wird. Was ebenfalls vielfach verschwiegen wird: viele klassische Therapien scheitern schlichtweg. Im schlimmsten Fall wird am Ende dem Patienten die Schuld am Versagen der Therapie gegeben. Der Patient hätte besser mitarbeiten, sich mehr öffnen oder mehr Einsicht haben sollen.

Verantwortlich dafür, weshalb viele Menschen durch konventionelle Psychotherapie nicht zum Ziel kommen, sind mehrere Faktoren. Der wichtigste Grund, weshalb viele Wach-Psychotherapieverfahren häufig nicht die erwünschten Ergebnisse bringen, stellt die kognitive Hemmung dar. Dabei handelt es sich um einen Mechanismus unseres Gehirns, der dafür sorgt, dass im Wachzustand die Wahrnehmung von Gefühlen durch unsere Verstandesaktivität eingeschränkt wird. Dieser Mechanismus dient dazu, die Vielzahl der Gefühle, die wir in uns tragen, nur „bei Bedarf“ auszulösen. Und er ist die größte Hürde für die Therapeuten der Wachtherapien. Viele von ihnen sind sich darüber im Klaren, dass Gefühle die Auslöser für psychische Erkrankungen und schädliche Handlungsmuster sind. Behandler versuchen, einen Zugang zu Gefühlen im Wachzustand herbeizuführen, ein wirklich mühsames und selten erfolgreiches Unterfangen. Durch viele Rückmeldungen aus meiner Hypnose-Praxis weiß ich, was alles versucht wird, um Menschen an ihre Emotionen heranzuführen. Die einen weisen Patienten an, auf eine Matratze einzuschlagen und sich dabei vorzustellen, ihren Vater vor sich zu haben. Andere hoffen, ihre Patienten im freien Tanz oder durch eine raffinierte Traumdeutung an ihre Gefühle heranzuführen. So sehr ich diese Versuche verstehe und respektiere, so sehr musste ich doch durch die Rückmeldung von Patienten, die solche Ansätze in Anspruch genommen haben, feststellen, wie unregelmäßig und wie wenig tief solche Versuche Menschen tatsächlich in die Emotion bringen.

Anders arbeiten Verhaltenstherapeuten. Sie setzen mit ihrer Arbeit primär an den Symptomen an. Ganz ehrlich, ich beneide sie nicht um ihre Arbeit. Da sich fast alle Handlungsmuster von der Fühlebene ableiten, ist die Änderung des Verhaltens mit einem hohen Einsatz sowohl von Therapeuten- wie Patientenseite verbunden. Wie wenig langfristig die Ergebnisse sind, die durch die Verhaltenstherapie erreicht werden, sieht man an den Patienten, die nach mehreren Verhaltenstherapien eine Hypnosepraxis aufsuchen, um ihre Probleme an der Wurzel anzupacken.

Hypnosetherapie ist eine emotionsbasierte Form der Psychotherapie. Fast alle Menschen, die unter psychischen Problemen leiden, weisen Probleme im Bereich der Gefühle (und nicht des Denkens) auf. Hypnose ist der Schlüssel, um zielgerichtet innerhalb von kurzer Zeit den Zugang zu Emotionen zu erreichen. Hypnosetherapie beinhaltet das therapeutische Arbeiten im Zustand der Trance sobald der Zugang zur Gefühlswelt hergestellt ist. Mit etwas Übung lässt sich in wenigen Minuten eine Trancetiefe erreichen, die es ermöglicht, an alle relevanten Emotionen - auch die aus der Kindheit stammenden - heranzukommen und sie zu bearbeiten. Ein sehr geringer zeitlicher Aufwand, wie ich finde. Und genau darum geht es in der Hypnosetherapie: Menschen rasch und anhaltend von negativen Gefühlen zu befreien. Es gilt, Raum zu schaffen für positive Emotionen und die persönliche Entwicklung mit Siebenmeilenstiefeln voranzutreiben. Sie merken, ich klinge euphorisch - und das zu Recht. So viele Menschen habe ich gesehen, die nach einer kurzen intensiven Hypnoseausbildung planmäßig und reproduzierbar hervorragende Behandlungsergebnisse erzielen.

Grundprinzipien der auflösenden Hypnose

Angenommen, Sie haben eine Reifenpanne, wie reagieren Sie? Reden Sie sich ein, wie zuverlässig die drei verbleibenden Reifen laufen? Nein, tun Sie nicht. Sie kümmern sich um den platten Reifen. Die Frage war rhetorisch, und genauso rhetorisch sollte die Frage sein, wie eine erfolgreiche Hypnosetherapie vonstatten geht: primär ressourcenorientiert oder problemorientiert?

Die Hypnosetherapie und insbesondere die auflösende Hypnose basieren auf dem Prinzip der Verarbeitung negativer Emotionen. Wenn negative Emotionen den Zugang zu Ressourcen versperren, ist psychotherapeutische Arbeit oft frustran und hilft den Patienten nicht weiter. Wenn Sie aus dem Fenster blicken und es in Strömen regnet, ist es schwer, die Sonne zu sehen - oder nicht? Der Schritt der Auflösung negativer Gefühle muss an erster Stelle stehen, bevor mit der Arbeit begonnen werden kann. Interessanterweise bekommen Menschen im Laufe einer Hypnosebehandlung mehr Zugang zu positiven Erlebnissen und die damit verbundenen Gefühle - als Resultat der Minderung negativer Emotionen. Die vermehrte Wahrnehmung von positiven Emotionen und inneren Ressourcen ist ein natürlicher Teil des inneren Heilungsprozesses, welcher sich nach der Verarbeitung negativer Emotionen einstellt. Und genau diesen Heilungsweg geht man mit der auflösenden Hypnose.

Einstellung des Hypnosetherapeuten

Die Einstellung des Therapeuten sollte stets wohlwollend, wertschätzend und helfend sein. In der Hypnosetherapie geht es um die Heilung und das Wohlergehen des Patienten. Dementsprechend muss der Raum der Therapie dem Patienten gehören. Die persönlichen Einstellungen, Belange und Probleme von Therapeuten gehören nicht in Stunden, die der Heilung des Patienten dienen. Dementsprechend müssen Therapeuten stets in der Lage sein, sich und ihre persönlichen Bedürfnisse in den therapeutischen Sitzungen zurückhalten. Erfahrungsgemäß können das die Therapeuten am besten, die außerhalb der Sitzungen ausreichend für sich selbst sorgen. Kümmern Sie sich in gesundem Maß um Ihr persönliches Wohlergehen, auch zeitlich und finanziell. Nur Gewinner machen Gewinner.
Therapeuten müssen sehr bedacht in ihren Aussagen sein, denn jedes ihrer Worte kann für Patienten großes Gewicht haben. Gehen Sie also niemals leichtfertig oder flapsig mit Ihren Worten um, egal wie großartig Ihr Tag zufällig ist. Nehmen Sie Ihre Arbeit ernst und werden Sie immer der hohen Verantwortung gerecht, die Hypnosetherapie erfordert. Seien Sie zuverlässig. Gleichgültig, ob es sich um Termine, Antworten auf e-mails, versprochene Telefonate oder Befundberichte handelt: gehen Sie mit bestem Beispiel voran. Ihre reale Zuverlässigkeit und Verantwortungsbereitschaft muss die Sitzungen selber, aber auch alle anderen legitimen Kontakte zum Patienten einschließen. Zeigen Sie, dass die Spielregeln von Vertrauen und Zuverlässigkeit auch nach den 50 Minuten der Therapie Bestand haben.
Therapeuten sind Heiler, sind Menschen, die innerlich so reich und so stark sind, dass sie viel geben können. Falls Sie selbst das Gefühl haben, eigene Probleme in sich zu tragen, nehmen Sie selber so früh wie möglich eine kompetente Hypnosetherapie in Anspruch. Je besser es Ihnen geht und je „aufgeräumter“ Sie sind, desto besser werden Ihre Behandlungen sein. Und desto leichter werden Sie die mentalen Anforderungen, die mit der therapeutischen Arbeit einhergehen, meistern.

Symptome

Symptome sind Ausdruck eines Problems. Sie werden dann manifest, wenn ein Ungleichgewicht zwischen positiven und negativen Einflüssen besteht. Schnelligkeit und Nachhaltigkeit der Symptombeseitigung sind Parameter, die Zeugnis über die Qualität unserer Behandlung ablegen. Bei der Behandlung von Symptomen ist ein Hauptaugenmerk darauf zu richten, ob es sich um direkt behandelbare Primärsymptome oder aber um Symptome handelt, die behandlungspflichtige Ursachen aufweisen. Mit Hilfe der auflösenden Hypnose können wir emotionale Ursachen, die Symptome und psychische Erkrankungen verursachen, schnell und effektiv verarbeiten.

Primärsymptome

Als Primärsymptome bezeichne ich im hypnotherapeutischen Kontext Symptome, die keine zu behandelnde, tieferliegende Symptomursache aufweisen. Primärsymptome kann man direkt mit einer Suggestionshypnose behandeln. Ein klassisches Beispiel für ein Primärsymptom wäre ungesundes Essen, wenn es ohne emotionalen Hintergrund erfolgt (nämlich aus Gewohnheit). Wenn das ungesunde Essen jedoch dazu dient, negative Gefühle zu kompensieren, handelt es sich um ein Symptom mit Ursache. Primärsymptome sehe ich in meiner Praxis relativ selten. In 8-9 von 10 Fällen handelt es sich bei Behandlungswunsch um Symptome, die eine zu behandelnde Ursache aufweisen. Symptomursachen sind Gefühle wie beispielsweise Angst, Traurigkeit, Schuld, Scham oder Wut. Liegen sie vor, können Symptome nicht direkt verändert werden, sondern es muss ihren emotionalen Hintergründen Rechnung getragen werden, um indirekt das Symptom zu beseitigen.

Sekundärsymptome

Sekundärsymptome sind Folgesymptome einer (psychischen) Erkrankung. Konzentrations- und Schlafstörungen sind typische Sekundärsymptome einer Depression. Mangelnde Fähigkeit, sich abzugrenzen und sich adäquat für seine eigenen Interessen einzusetzen, sind Sekundärsymptome eines Selbstwertmangels. Übergewicht kann Sekundärsymptom von Angsterkrankungen, Depressionen oder Selbstwertproblemen sein. Der Behandler sollte Sekundärsymptome nicht direkt angehen, sondern seine Behandlung dem ursächlichen Problem widmen. Eine Veränderung der Sekundärsymptome ist nur dann möglich, wenn die Grunderkrankung angegangen wird. Aus diesem Grund werden wir niemals Konzentrations- oder Schlafstörungen, die im Rahmen einer Depression entstanden sind, direkt mit einer Suggestionshypnose behandeln. Genauso wenig werden wir Übergewicht, das aufgrund einer Angsterkrankung entstanden ist, direkt behandeln können. Alle Versuche, Sekundärsymptome mit einer Suggestionshypnose direkt zu verändern werden scheitern. Wir müssen immer das Grundproblem angehen und behandeln.

Symptomursachen

Symptomursachen psychischer Erkrankungen und der mit ihnen verbundenen Symptome sind Gefühle. Unser Schwerpunkt liegt darauf, Menschen zu helfen, die belastende Gefühle in sich tragen und die diese mit Verstandeskraft allein und mit konventionellen Therapien nicht loswerden können. Um Symptomursachen ausfindig zu machen, sollte der Behandler sowohl im Vorgespräch als auch in der Hypnose immer auf die Fühlebene hin befragen. Wenn Patienten von bestimmten schädlichen Verhaltensweisen berichten, müssen wir uns immer fragen: welches Gefühl führt zu dem beschriebenen Verhalten? Lediglich auf das Meer zu blicken reicht nicht. Wenn wir es erkunden wollen, müssen wir auf Tauchgang gehen.

Anhäufungs-Symptome

Anhäufungs-Symptome sind Symptome, die dadurch zum Vorschein kommen, dass viele verschiedene Belastungsfaktoren auf den Menschen einwirken oder eingewirkt haben. Eine starke körperliche Anspannung, Kopf- und Nackenschmerzen sowie Schlafstörungen sind häufige Anhäufungs-Symptome. Anhäufungs-Symptome können ebenso wie Sekundärsymptome nicht direkt angegangen werden. Da sie nicht mit einem Gefühl direkt verknüpft sind, kann das Unterbewusstsein in der Hypnose häufig keine Brücke zu einem bestimmten Ereignis oder Gefühl herstellen. Die Hypnotisanden beschreiben dann in der Hypnose lediglich das Gefühl („Ich bin ganz verspannt“) selbst, ohne konkrete Altersregressionen zu erleben. Man bleibt als Behandler mit dem Hypnotisanden sozusagen im Gefühl stecken ohne weiterzukommen. Bei Anhäufungs-Symptomen müssen wir nach und nach die stressauslösenden Ursachen und Lebensereignisse in der Hypnose auf Abreaktionen hin abklopfen. Und zwar solange bis das innere Stressniveau sinkt und das Anhäufungs-Symptom verschwindet.

Aufdeckende Hypnose

Vielfach wird bei einer Hypnosetherapie auch von einer aufdeckenden Hypnose gesprochen. In manchen Fällen ist dies zutreffend, in anderen wiederum nicht. Wenn man von aufdeckender Hypnose spricht, meint man damit, dass unbewusste Gedächtnisinhalte durch die Hypnosebehandlung zugänglich gemacht werden. Dabei geht es um zurückliegende negative Gedächtnisinhalte, die es aufzulösen gilt. Ziel der Behandlung ist primär eine adäquate emotionale Verarbeitung negativer Gedächtnisinhalte, nicht die Aufdeckung selbst.

Praxisfall: Eine aufdeckende und auflösende Hypnose

Eine 43-jährige Patientin kommt mit dem Primärwunsch, abzunehmen in meine Hypnose-Praxis. Sie gibt an, außerdem seit 20 Jahren an chronisch rezidivierenden Depressionen zu leiden und deswegen 40 mg Fluoxetin (ein SSRI), einmal täglich einzunehmen. Sie habe bereits mehrere Psychotherapien gemacht und befinde sich im Moment auch in psychotherapeutischer Behandlung. Ihre Therapeutin sei der Meinung, dass das Übergewicht und die chronischen Depressionen durch einen Mangel an mütterlicher Zuneigung bedingt seien. Schnell wird klar, dass die Patientin diese Einschätzung nicht teilt. Im Rahmen der Anamnese beschreibt die Patientin ihre Mutter als fürsorglich und liebevoll. Ihr Vater sei berufsbedingt wenig zu Hause gewesen. Aber auch das ist keine ausreichende Erklärung für langjährige Depressionen. Als ich kindliche Krankenhausaufenthalte anspreche, erklärt sie, dass sie im Alter von drei Jahren wegen einer Mandeloperation einmal für mehrere Tage allein im Krankenhaus bleiben musste. Sie erinnerte sich auch daran, dass sie in ein Gitterbett eingesperrt wurde und dass es einen Jungen gab, der sie immer heraus ließ. Die Erinnerung an den Jungen ist positiv. Als ich anspreche, dass es manchmal Gefühle gibt, von denen wir nicht genau wissen, wo sie herkommen, berichtet mir die Patientin, dass sie genau das im Moment fühle und nun schon wieder losheulen könnte. Ich entschließe mich, den Rest des Vorgespräches zu nutzen, um das Gefühl zu benennen. Auch wenn ich nicht genau weiß, ob die Patientin unter der aktuellen antidepressiven Medikation überhaupt adäquat abreagiert. Nach einer kurzen Hypnosevertiefung fokussieren wir auf das Gefühl der Traurigkeit. Die Patientin berichtet, sich in einer engen Röhre zu befinden und das Gefühl zu haben, steckengeblieben zu sein. Sie fängt an, bitterlich zu weinen und erzählt mir, dass sie das Gefühl habe, gerade geboren zu werden. Heftige Abreaktionen und das Gefühl, dass alles schwarz und eng ist, wechseln mit Sequenzen ab, wo sie bereits geboren ist und sich den fremden Menschen (die sie nach der Geburt herumtragen) ausgeliefert fühlt. Für gute zehn Minuten geht die Patientin immer wieder in heftige Trauerreaktionen hinein - solange bis allmählich Ruhe einkehrt. Dann beende ich die Hypnose und schaue in die Augen einer überraschten Patientin.

In diesem Fall kann man tatsächlich von einer aufdeckenden Hypnose sprechen. Das für die Patientin traumatische Geburtserlebnis wurde bei keiner ihrer vorherigen Therapien erkannt. Über das Gefühl der Traurigkeit selbst entstand in der Hypnose eine Affektbrücke zu dem auslösenden Leidensereignis.

Merke: Der heilende Effekt einer Hypnosebehandlung besteht nur bedingt darin, dass der Patient Wissen erlangt oder Zusammenhänge besser versteht. Für den therapeutischen Effekt ist vielmehr die emotionale Verarbeitung selbst verantwortlich. Die Aufdeckung ist dabei manchmal ein Nebenprodukt der Arbeit in der Hypnose.

Der Umstand, dass wir in diesem Fall auch einen emotionalen Konflikt aufgedeckt haben, war lediglich ein Nebeneffekt. Es wäre durchaus auch möglich gewesen, dass die Patientin Traurigkeit abreagiert, ohne dass man später weiß, was genau diese Traurigkeit ausgelöst hat. So weinen manche Menschen in der Hypnose heftig, ohne später Kenntnis zu haben, wo das Gefühl herkam. Häufig handelt es hierbei um frühkindliche Gefühle, die durch Ereignisse im Außen oder durch unbewusste Gefühls-Übertragung von den Eltern herrühren. Auch übertragene Gefühle lassen sich mit der Hilfe von Hypnose zugänglich machen und verarbeiten.

Bedeutung

Während der Hypnose sollte der Hypnotiseur immer engen Kontakt zum Patienten halten. Der Kontakt entsteht durch Nachfragen, Verständnis zeigen, emotional präsent sein, Vorschläge machen, Suggestionen oder Raum für die Wahrnehmung von Gefühlen. Wenn der Hypnotisand innere Wahrnehmungen beschreibt, deren Bedeutung dem Hypnotiseur unklar ist oder die zweideutig ist, muss nachgefragt werden, welches Gefühl durch die Wahrnehmung beim Patienten ausgelöst wird. So könnte beispielsweise der Hypnotisand mitteilen, dass er gerade eine Welle sieht. Wir wissen jedoch nicht genau, wie „seine“ Welle aussieht und haben zu diesem Zeitpunkt noch keine Kenntnis darüber, welches Gefühl die Welle auslöst. Möglicherweise nimmt der Patient eine herrlich blaue Welle wahr, die bei ihm ein sehr positives Gefühl auslöst. Möglicherweise ist die Welle aber auch groß und schwarz und der Hypnotisand hat das Gefühl, gleich von ihr überrollt zu werden. Aus diesem Grund muss der Hypnotiseur immer nachfragen, wenn nicht eindeutig ist, welches Gefühl ein wahrgenommenes Bild im Hypnotisanden auslöst. Eine passende Frage bzw. Aufforderung, um die Bedeutung zu klären, wäre: „Wie fühlt es sich an, XY wahrzunehmen?“ oder: „Erzähle mir von XY!“

Praxistipp: Ist unklar, welche Bedeutung eine intrahypnotische Wahrnehmung für den Hypnotisanden hat, fragen Sie als Hypnotiseur nach. So vermeiden Sie Missverständnisse und Fehlinterpretationen.

Bauch versus Kopf: Körperfokussierung

Auch wenn in einer Hypnose das Denken passiver und das Fühlen aktiver ist als im Wachzustand, muss der Hypnotiseur in manchen Fällen helfen, den Patienten aus dem Kopf in die Fühlebene zu führen. Eine sehr erfolgreiche Methode, dies zu tun ist, den Hypnotisanden beim Ansprechen bestimmter Themen in der Hypnose nach seiner Körperwahrnehmung zu fragen. Wenn der Patient berichtet, dass sich der Körper entspannt anfühlt, sind die Gedächtnisinhalte meist neutral oder positiv besetzt. Wenn jedoch Anspannungsgefühle beschrieben werden - typischerweise in Hals, Brust- oder Bauchbereich - kann die Wahrnehmung des Gefühls vertieft werden. Dazu weist man den Hypnotisanden an, seine Aufmerksamkeit wie den Strahl einer Taschenlampe nur auf diese Anspannung zu lenken und sie wahrzunehmen. So lassen sich in sehr vielen Fällen Abreaktionen erreichen. Insbesondere bei sehr kopflastigen Menschen hat sich die Körperfokussierung in Trance bewährt, um in das Gefühl und in die Abreaktionen hineinzukommen.

Merke: Durch die Fokussierung auf die Körperwahrnehmung kann überprüft werden, welche emotionalen Reaktionen auf bestimmte Inhalte der Hypnose erzeugt werden. Durch die Konzentration auf Anspannungsgefühle lassen sich sehr gezielt Abreaktionen herbeiführen und negative Emotionen auflösen.

Gefühlsreaktivierung

Die Folgen, die mit der Reaktivierung negativer Gefühle einhergehen, stellen eines der gewichtigsten und häufigsten Probleme dar, die es in der Psychotherapie zu lösen gilt. Wir alle kennen das Prinzip der Gefühls-Reaktivierung aus eigener Erfahrung. Lieder, die wir mit bestimmten Momenten unseres Lebens verbinden, Gerüche, ja sogar bestimmte Speisen können in uns längst vergangene angenehme Gefühle wieder wachrufen. Was mit sehr positiven Gefühlen funktioniert, funktioniert leider genauso mit stark negativen Gefühlen.

Negative Gefühle, denen Patienten in der Vergangenheit - meist in der Kindheit - ausgesetzt waren, werden von bestimmten Nervenzellverbänden im Gehirn abgespeichert und durch Ähnlichkeitsreize im Erwachsenenalter wieder reaktiviert. Das Gehirn merkt sich die in diesem Moment stattfindenden Außenreize und das damit verknüpfte Gefühl. Bei ähnlichen Situationen im späteren Leben erfolgt eine Reaktion mit dem gleichen Gefühl. Die durch Reaktivierung negativer Gefühle hervorgerufenen individuellen Reaktionen werden von Menschen häufig als unverhältnismäßig stark wahrgenommen. Die Patienten sind sich bewusst, dass ihre Gefühlsreaktionen auf die Situation nicht angemessen sind. Sie können jedoch über ihre Willenskraft die automatisiert auftretenden Gefühle weder unterdrücken noch steuern.

Wenn Menschen in bestimmten Situationen kindliche Gefühle verspüren, handelt es sich genau genommen um eine Form der hypnotischen Altersregression, die vom Gehirn automatisch ausgelöst wird. Indizien für die Gefühlsreaktivierung aus der Kindheit sind Sätze wie: „Ich fühle mich dann ganz klein“. Oder: „Ich sehe das kleine Mädchen vor mir und denke...“ Oder: „Ich fühle mich wie ein kleines Kind, das geliebt werden möchte.“

Merke: Achten Sie im Gespräch mit Patienten auf Begriffe, die auf Gefühlsreaktivierung aus der Kindheit hindeuten: „Klein, wie ein kleines Mädchen, das Kind in mir“ usw. Erkennen Sie Gefühlsreaktivierungen bei Patienten, sind Altersregressionen in der Hypnose sehr wahrscheinlich. In den meisten Fällen sind sie auch notwendig, um eine Heilung herbeizuführen.

Kindliche Gefühle, Gefühlsreaktivierung und Resonanz

Das Verhalten der Eltern und die Lebensumstände, unter denen Kinder groß werden, sorgen für die Wahrnehmung und Abspeicherung von Gefühlen im Gehirn. Diese abgespeicherten, gemerkten Gefühle reproduzieren auch später im Erwachsenenleben nicht nur Verhaltensweisen selbst, sondern erzeugen auch in anderen Menschen, die mit den Betroffenen in Kontakt kommen, bestimmte emotionale Resonanzen und Verhaltensweisen. So werden häufig Frauen, die bereits in der Kindheit Opfer elterlicher Gewalt waren, später zu Opfern von gewalttätigen Lebenspartnern. Doch wie finden Opfer und Täter zusammen? Durch emotionale Resonanz. Täter bemerken unbewusst auf der Fühlebene die Schwäche von Menschen, die bereits Gewalt zum Opfer gefallen sind. Unsicherheit in der Stimme, eine bestimmte Köpersprache, subtile Angst- und Trauergefühle ziehen die Täter an. Genauso nehmen die späteren Opfer unbewusst in den Tätern Gefühle wie Hass und Gewaltbereitschaft wahr. Da die Gefühle wie zwei Puzzlestücke zusammenpassen, finden die Menschen zueinander. Menschen, die negative Gefühle in sich tragen, wirken wie ein Magnet auf Menschen, welche die gleichen negativen Gefühle antriggern und reaktivieren. Sehr häufig ist so etwas wie ein roter Faden im Leben der Patienten erkennbar. Zum Beispiel das Thema, nicht gesehen zu werden, betrogen zu werden, allein gelassen oder nicht wertgeschätzt zu werden. Die Patienten berichten in solchen Fällen meist davon, dass sie bei ihrer Arbeit, in Freundschaften oder in der Partnerschaft ähnliche Szenarien und Gefühle erleben wie früher in ihrer Kindheit.

Merke: Achten Sie auf Leit-Themen, die sich wie ein roter Faden durch das Leben der Patienten ziehen, wie zum Beispiel das Nicht-Gesehen-Werden. Sie entstehen durch Gefühle und die Resonanz, die sie in Mitmenschen erzeugen. Wenn Sie die zugrundeliegenden Gefühle aufgelöst haben, verschwinden die Leit-Themen aus dem Leben der Patienten durch die Veränderung der emotionalen Resonanz.

Das Gesetz der emotionalen Resonanz funktioniert andersherum genauso: Menschen, die positive Gefühle in sich tragen, ziehen automatisch Menschen an, die diese positiven Gefühle weiter verstärken. Ein weiterer Grund, wirklich innerlich aufzuräumen und auflösend anstatt suggestiv zu arbeiten.

Exploration verdeckter Gefühle: Das Matroschka-Prinzip

Im Laufe einer einzelnen Hypnose-Sitzung, aber auch einer Hypnosebehandlung insgesamt, treten in vielen Fällen verschiedene Gefühle auf. Da wir Menschen Gefühle oft nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt spüren, treten diese nacheinander auf. Und so muss der Hypnosetherapeut sich im Laufe der Behandlung mit seinen Patienten in vielen Fällen durch unterschiedliche Emotionen hindurcharbeiten bis alle negativen Emotionen abgearbeitet sind. Wie bei einer Matroschka muss er sich Schicht für Schicht durch alle vorliegenden belastenden Emotionen in die Tiefe vorarbeiten.

In einer Einzelsitzung kann das so aussehen: Eine Patientin, die an Angst leidet, wenn sie allein zu Hause ist, wird in der Trance zunächst in die Situation geführt, allein zu Hause zu sein. Das erste Gefühl, das sich zeigt, ist ein Angstgefühl. Nachdem das Angstgefühl abreagiert wurde, spürt die Patientin eine Traurigkeit darüber, dass sie früher von den Eltern allein gelassen wurde, und sie weint heftig. Nachdem die Traurigkeit verflogen ist, wird die Patientin wütend: wie konnten ihre Eltern sie nur allein zu Hause lassen! Die Abfolge von verschiedenen Gefühlen in der Hypnose entspricht den kindlichen Gefühlen, welche die Patientin früher durch das Alleinsein erlitten hat.

Nicht nur innerhalb einer Sitzung, sondern auch innerhalb des Behandlungsverlaufes kann es zu einer Abfolge von verschiedenen Emotionen kommen. So kann es vorkommen, dass das Thema Angst innerhalb der ersten Hypnosen im Vordergrund steht und damit das Leitgefühl darstellt. Nachdem die Angst abgearbeitet wurde, tritt in einer der folgenden Sitzungen ein anderes Gefühl in den Vordergrund: Traurigkeit. Nachdem auch dieses Gefühl über eine oder mehrere Sitzungen dominierte, kommt der Patient auf einmal an das Gefühl der Wut. In vielen Fällen arbeitet man sich mit dem Patienten also durch verschiedene Gefühlsschichten durch bis keine negativen Gedächtnisinhalte mehr reproduziert werden. Der Behandler braucht sich keine Sorgen zu machen, wenn im Laufe einer Hypnosebehandlung auf einmal „neue“ Gefühle auftreten, die bislang durch andere Gefühle überdeckt worden waren. Es handelt sich dabei nicht um Gefühle, die von der Therapie erzeugt werden, sondern um bereits vorhandene, die nun endlich durch die Therapie zugänglich gemacht werden. Dies entspricht dem normalen Verlauf einer Hypnosebehandlung. Insgesamt sollte der Patient sich aber trotz neuerlich wahrgenommener Gefühle mit der Zeit besser fühlen und innere wie äußere Fortschritte bemerken.

Merke: Eine Situation kann unterschiedliche Gefühle auslösen, die dann nacheinander in der Hypnose auftreten. Deshalb sollte man sich nicht verunsichern lassen, wenn es im Laufe einer Hypnosebehandlung zu einer Verlagerung des Leitgefühls kommt. Dies entspricht lediglich dem Zutagetreten von Emotionen, die bei Behandlungsbeginn von anderen Gefühlen überlagert waren.

Für den Behandler stellt sich manchmal (insbesondere dann, wenn der Patient über verschiedene Gefühle spricht) die Frage, mit welchem Gefühl er die Hypnose-Behandlung beginnt. Die Antwort ist leicht: immer mit dem Gefühl, das gerade im Vordergrund steht.

Merke: Beginnen Sie die Hypnosebehandlung immer mit dem Gefühl, das im Vordergrund steht, dem Leitsymptom. Das Leitsymptom ist am einfachsten zugänglich. Über seine erfolgreiche Verarbeitung wird man die schnellsten und stärksten Therapieresultate erzielen. In den meisten Fällen ist das Leitsymptom Angst oder Traurigkeit. Aggression und Wut liegen häufig unter diesen Leitsymptomen verborgen. Falls es andersherum sein sollte, halten Sie sich an den Leitsatz, zuerst das vorherrschende Gefühl anzugehen.

Sonderfall: Depression

Bei einer Depression kommt es mitunter vor, dass Menschen über ihren Zustand/ihre Krankheit abreagieren. Die Abreaktionen darüber, dass sie so krank geworden sind, verschaffen den Patienten zwar etwas Erleichterung, bringen aber die Depression selber noch nicht zur Ausheilung. Abreaktionen über die eigene Depressivität sind ein erster Schritt in die emotionale Erleichterung. Im weiteren Therapieverlauf müssen jedoch die krankheitsauslösende Traurigkeit und die damit verbundenen Lebensereignisse angegangen werden. In diesem Fall besteht die äußerste Matroschka aus dem Trauergefühl, depressiv zu sein. Die tieferliegenden Matroschkas stellen Trauergefühle dar, die den Patienten ursächlich depressiv gemacht haben. Wenn Patienten ausschließlich über das Kranksein abreagieren, besteht häufig eine schwere Depression, die nicht mit Hypnose behandelbar ist.

Auflösende Hypnose - eine systemische Behandlung

Jede Hypnosebehandlung ist gleichzeitig eine systemische Behandlung. Die Veränderungen, die in Patienten erzeugt werden, führen zu einer Veränderung ihrer Gefühle und damit auch ihrer Verhaltensweisen. So erreicht die Hypnosebehandlung indirekt auch die Lebenspartner, die Familienangehörigen, Freunde und Bekannte der behandelten Person. Da das Leben und das Umfeld, in dem Menschen leben, meist zu den Gefühlen passen, die Menschen in sich tragen, sorgen innere Veränderungen letztlich auch für Veränderungen des Umfeldes. Dies kann zur Folge haben, dass Partnerschaften auf einmal deutlich besser laufen oder auch, dass es zu einer Trennung kommen kann.

Praxisfälle: Veränderung in der Partnerschaft durch Hypnose

Betrachtet werden zwei Patientinnen, die beide aufgrund von Selbstwertproblemen eine Hypnosebehandlung in Anspruch nehmen. In beiden Fällen handelt es sich um Patientinnen, die von ihren Vätern während der Kindheit massiv abgewertet wurden. Die eine Patientin führt aktuell eine Partnerschaft mit einem herrschsüchtigen Ehemann, der sie ebenfalls abwertet. Sie leidet in ihrer Ehe, hat es jedoch bislang nicht zustande gebracht, sich zu trennen. Durch die Hypnose und die mit ihr verbundene Auflösung negativer Emotionen, die früher durch ihren Vater bedingt waren und die bislang durch das Verhalten des Ehemannes reaktiviert wurden, nimmt die Patientin sich auf einmal anders wahr. Ihr Selbstwertgefühl steigt. Sie fühlt sich gegenüber ihrem Ehemann nicht mehr so klein und hilflos, sondern setzt sich zur Wehr. Sie gewinnt im Laufe der Hypnosebehandlung so viel Stärke und Mut, dass sie in der Lage ist, sich von ihm zu trennen. In diesem Fall hat die Hypnose dazu geführt, dass die Patientin sich von ihrem Ehemann und dessen schädlichem Einfluss lösen konnte. Spielen wir das Ganze nun mit einer Patientin mit demselben Hintergrund (der Abwertung durch den Vater) durch, aber mit einem anderen, nämlich sehr liebevollen und unterstützenden Ehemann. Ihre Probleme werden sich wahrscheinlich dadurch äußern, dass sie die Liebe ihres Ehemannes nicht so annehmen kann wie sie es gerne täte. Er unterstützt sie, baut sie auf, aber irgendwie kommen die positiven Einflüsse ihres Mannes nur zum Teil bei ihr an. Im Rahmen einer auflösenden Hypnose ist eine deutliche Verbesserung der Ehequalität zu erwarten. Die Patientin wird nach der Auflösung der Minderwertigkeitsgefühle, die einst ihr Vater in ihr ausgelöst hatte, die Liebe und Zuwendung ihres wohlwollenden Partners besser annehmen können. Gleichzeitig wird sie ihm mehr geben können.

Anhand der geschilderten Beispiele wird verständlich, dass die Folgen einer Hypnosebehandlung darin bestehen, dass Menschen sich von negativen Einflüssen distanzieren und sich ein positiveres Umfeld suchen. Ein bereits vorhandenes positives Umfeld kann besser wertgeschätzt und gelebt werden. Spannend sind auch die Einflüsse, die eine Hypnosebehandlung auf das Verhältnis zu den eigenen Kindern hat. Manchmal machen sich Patienten, die unter negativen Gefühlen leiden, Vorwürfe, diese Gefühle auf ihre Kinder übertragen zu haben. Den Betroffenen fällt dann auf, dass ihre Kinder ähnlich wie sie fühlen und reagieren. Manchmal wirken Kinder auch wie ein Spiegel für die Eltern: erst mit der Wahrnehmung der Kinder gewinnen Eltern/Patienten (manchmal überraschende) Einsichten in die eigene Person.

Praxisfall: Selbsterkenntnis durch das eigene Kind

Eine Patientin schilderte mir einmal, dass sie mit Erschrecken festgestellt hatte, dass ihre 3-jährige Tochter ihr ständig erzähle, was sie alles noch tun müsse. Sie müsse noch spielen, müsse sich noch mit ihrer besten Freundin treffen, müsse ein Bild malen usw. Diese Wahrnehmung half der Patientin dabei, zu verstehen, dass sie selbst völlig von dem Gefühl dominiert war, zu müssen.

Die Einschätzung, dass sich negative Gefühle auf die eigenen Kinder übertragen, ist korrekt. Durch Spiegelneurone empfinden Kinder automatisch dieselben Emotionen wie ihre Eltern und übernehmen diese unbewusst. Allerdings profitieren Kinder auch in höherem Lebensalter immer von einer Verbesserung des Gefühlszustandes der Eltern. Nicht immer, aber häufig, kommt es dadurch auch zu befreienden Aussprachen, die zur Auflösung von belastenden Emotionen und zu einer Verbesserung des Verhältnisses führen. Selbst dann, wenn Eltern einst negative Emotionen auf ihre Kinder übertragen haben, gibt es berechtigte Hoffnung auf eine Besserung.

Wenn sich Veränderungen zwischen den (erwachsenen) Patienten und ihren Eltern einstellen, so ist auch dies eine natürliche Folge der Hypnosebehandlung. In vielen Fällen hat das veränderte Fühlen der Kinder auch einen Einfluss auf das Verhalten und das Fühlen der Erwachsenen. Ich erinnere mich an eine Patientin, die sich sehr häufig mit ihrem Vater gestritten hatte. Er war in ihrer Kindheit sehr ungerecht gewesen und hatte sie immer spüren lassen, dass sie nicht gut genug sei. Im Laufe der Hypnose gingen wir durch zahlreiche Trauerreaktionen, die ihre Ursache in dem früheren schlechten väterlichen Verhalten ihr gegenüber hatte. In einer Hypnose kam sie an den Punkt, an dem sie wahrnahm, dass ihr Vater auch zu sich selbst sehr ungerecht war und unter dem Gefühl litt, nicht gut genug zu sein. In der Folge änderte sich das Verhältnis zu den Eltern stark. Die Patientin, die bisher einen großen Bogen um ihren Vater gemacht hatte, begann sich wieder häufiger mit ihm zu treffen. Trotz der gelegentlichen kritischen Bemerkungen, die er ihr gegenüber fallen ließ, reagierte sie innerlich nicht mehr so verletzt wie früher. Er akzeptierte ihre Entscheidungen besser als früher und redete ihr nicht mehr bei ihrer Lebensgestaltung hinein. Sicher reagierte ihr Vater anders als früher auf sie, weil er unbewusst wahrnahm, dass sie stärker geworden war. Die Folge war mehr Wertschätzung.

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen Eltern bei der persönlichen Entwicklung von Kindern nicht mitschwingen. Ich erinnere mich an einen Patienten, dessen Mutter immer extrem fordernd und undankbar gewesen war. Bei ihm stellte sich trotz der Auflösung der negativen Gefühle, die sie in ihm und bei seiner Persönlichkeitsentwicklung ausgelöst hatte, keinerlei Veränderung ein. Sie blieb so fordernd und undankbar wie zuvor. Was sich jedoch änderte, war sein Gefühl und sein Verhalten ihr gegenüber. Er wurde durch die Ungerechtigkeiten seiner Mutter nicht mehr in Gefühle von Traurigkeit und Wut geworfen. Er distanzierte sich zudem von ihr und stellte ihre Ansprüche zugunsten seiner eigenen Familie zurück. Manchmal können sich Eltern mit ihren Kindern entwickeln und umgekehrt - wie in diesem Fall - jedoch nicht.

Auch in Bezug auf Freundschaften sieht man regelmäßig bedeutende Veränderungen. Gerade dann, wenn die Freundschaften unausgeglichen sind, der Patient also viel investiert und dafür wenig oder nichts zurückbekommt, löst er sich häufig im Laufe einer Hypnosebehandlung aus solchen Pseudo-Freundschaften, in denen er lediglich ausgenutzt wird. Wenn Menschen innerlich wachsen und sich ihr Selbstbild zum Positiven verändert, gehen sie weniger faule Kompromisse ein und trauen sich zu, auch neue Freundschaften eingehen zu können. Interessanterweise treten dann im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung auch neue, wohlwollende Menschen in das Leben der Patienten und ersetzen einen Teil der alten, unausgeglichenen Bindungen. Genauso kommt es vor, dass Freundschaften sich vertiefen und eine neue Qualität bekommen, weil die Patienten „aufgeräumter“ sind. So finden sie mit ebenfalls „aufgeräumten“ und zufriedenen Freunden mehr Anknüpfungspunkte als zuvor, wo sie mit sich und ihren Emotionen im ständigen Clinch lagen.

Merke: Veränderungen in Partnerschaften, Freundschaften und zwischenmensch-lichen Beziehungen sind wichtige Marker für den Erfolg der Hypnosebehandlung. Verstehen Sie Veränderungen dieser Art als Resultat der inneren Entwicklung des Patienten.

Freie Trance

Bei der Durchführung einer freien Trance wird kein Thema vorgegeben und kein Gefühl gezielt anstimuliert. Es wird vielmehr dem Gefühl selbst überlassen, wo die Reise in der Trance hingeht. Man geht frei in die Trance hinein, um abzuwarten, zu welchem Erlebnis- und Gefühlsinhalt das Unterbewusstsein des Hypnotisanden führt. Zeigt sich ohne das Zutun des Behandlers ein Bild, ein Gefühl oder eine Situation, kann davon ausgegangen werden, dass dem Thema eine hohe Wichtigkeit zukommt.

Eine freie Trance bringt viele Vorteile mit sich. Zum einen werden kognitive Fehlinterpretationen umgangen. Möglicherweise hält der Therapeut oder der Patient ein Thema für relevant, aber tatsächlich geht es um eine andere Thematik oder andere Auslöser. In diesem Fall könnte man, wenn man gezielt das vermeintlich bedeutsame Thema in der Hypnose anstimuliert, in einer Sackgasse landen, weil keine Gefühle dazu an die Oberfläche kommen. Oder weil man an einem Thema arbeitet, das keine Relevanz für das Symptom selbst aufweist. Wenn frei in die Hypnose gegangen wird, zeigen sich die emotional relevanten Themen von allein.

Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass der Patient eine Vielzahl von Themen anbietet und man als Behandler vor dem Problem steht, nicht zu wissen, welches Thema zuerst angegangen werden sollte. In der freien Trance umfährt man diese Klippe, indem man das Gefühl des Patienten entscheiden lässt, wo die Reise hingeht. Vielfach wird man dann bei Themen landen, die auch im Vorgespräch im Vordergrund standen. Manches Mal wird man aber überrascht sein, dass das Unterbewusstsein einen Bereich ansteuert, den man im Wachzustand gar nicht im Fokus gehabt hätte. Die freie Trance für die Behandlung zu nutzen heißt, dem Gefühl (des Hypnotisanden) zu vertrauen.

Eine freie Trance kann man auch dann durchführen, wenn unklar ist, wo der Patient gerade steht. Wenn der Patient im Laufe einer Behandlung keinen Anhaltspunkt für das weitere Vorgehen liefert, besteht die Möglichkeit, auszutesten, wohin einen die freie Trance führt.

Die Nachteile einer freien Trance liegen darin, dass manchmal keine produktive Trance zustandekommt und der Hypnotisand einfach nur in der Hypnose vor sich „hindümpelt“ - ohne von allein auf relevante Gefühlsinhalte zu stoßen. Dafür hat der Behandler jedoch immer ein As im Ärmel: die Gefühlstrigger und Themen, die ihm im Vorgespräch vom Patienten mitgeteilt wurden. So kann der Hypnotiseur zunächst auf eine freie Trance setzen. Falls sich dabei keine Anhaltspunkte für Gefühle ergeben, kann er gezielt Trigger und Themen ansprechen, um aus der freien Trance eine anstimulierte Trance zu machen.

Feedbackadaptierte Behandlung

Für den Hypnosetherapie-Beginner stellt sich häufig die Frage, wie er die einzelnen Sitzungen gestalten soll. Die Antwort findet sich im Feedback des Patienten. Jede Hypnosebehandlung sollte feedbackadaptiert vonstatten gehen. Dazu wird der Patient am Anfang jeder Sitzung befragt, wie es ihm seit der letzten Hypnose ergangen ist. Die dadurch gewonnenen Informationen liefern Hinweise auf die Gestaltung der aktuellen Hypnosestunde.

Praxisfall: Feedbackadaptiere Behandlung bei Verlustangst

Eine Patientin kommt wegen Verlustangst. Anhand des Vorgespräches erfahren Sie, dass sie als Kind immerzu Angst hatte, sie könnte wegen der instabilen Ehe ihrer Eltern auf einmal allein gelassen werden. Die Symptomatik nähme sie vor allem dann wahr, wenn sie abends allein zu Hause sei während ihr Freund im Nachtdienst arbeite. In der ersten Sitzung gehen Sie gemeinsam mit der Patientin in diese Situation, allein zu Hause zu sein. So gehen Sie in das Angstgefühl hinein. Bei der nächsten Hypnosesitzung fragen Sie die Patientin, wie es ihr nach der Hypnose ergangen ist. Wichtiger Messparameter ist das Angstgefühl, das sie bislang hatte, wenn sie alleine zu Hause war. Ist es gleich geblieben oder weniger geworden? Wenn innerhalb der ersten Hypnose Abreaktionen hinsichtlich des Gefühls aufgetreten sind, ist zu erwarten, dass das Angstgefühl weniger geworden ist. Im besten Falle ist es sogar verschwunden. Ist das Angstgefühl noch da, muss weiter an der Thematik gearbeitet werden - solange bis sich eine ausreichende Verbesserung für die Patientin eingestellt hat. Vielleicht berichtet die Patientin aber auch, dass sie sich nach der Sitzung traurig gefühlt hat, weil ihr bewusst geworden sei, dass ihre Eltern zwar körperlich anwesend, aber mit anderen Themen (ihren eigenen) beschäftigt waren und sie sich vernachlässigt gefühlt hat. Spürt die Patientin die Traurigkeit immer noch, so wäre ein guter Ansatz, bei dem Gefühl der Traurigkeit einzusteigen. Es wäre genauso möglich, dass die Patientin erzählt, in der vergangenen Woche enorm wütend auf ihre Eltern gewesen zu sein. Auch das wäre ein Ansatzpunkt für die Fortführung der Hypnose. Möglicherweise sagt die Patientin Ihnen, dass sie sich nach der letzten Sitzung selbst als Kind vor ihrem inneren Auge - alleine und verloren - gesehen hat. Dieses Bild wäre ein weiterer Ansatz, um die Behandlung fortzusetzen. Sie verstehen das Prinzip. Sie lassen sich vom Patienten berichten, was die Hypnose ausgelöst hat und nutzen diese Information für die aktuelle Hypnose.

Was ist zu tun, wenn unser Patient keine nutzbaren Informationen liefert, uns also nicht sagen kann, welche Gefühle nach einer Hypnose aufgetreten sind?

Es gibt drei Möglichkeiten: 1) Freie Trance: „Lass uns gemeinsam schauen, wo Dich Dein Gefühl heute hinführt.“ Dieses Vorgehen funktioniert bei vielen Hypnotisanden sehr gut. Dadurch, dass Sie selbst kein Thema vorgeben, lässt diese Variante dem Gefühl des Patienten viel Freiraum, das wichtigste Thema selbst zu finden. Der Nachteil liegt darin, dass man bei manchen Patienten nichts zu Gesicht bekommt (keine Gefühle, keine Bilder) und man dann doch über Fragen oder direktiv Themen angehen muss.

2) Direktes Anstimulieren des Themas der letzten Stunde: „Und nun möchte ich wieder gemeinsam mit Dir zu Deinem Vater gehen und schauen, was Du heute dabei wahrnimmst.“ Diese Vorgehensweise entspricht einem Test, ob sich weitere negative Gedächtnisinhalte zeigen oder ob die innere Wahrnehmung sich bereits zum Guten verändert hat. 3) Direktes Anstimulieren eines weiteren Themas, mit dem der Patient Sie aufgesucht hatte: „Heute möchte ich gemeinsam mit Dir schauen, wie Du innerlich reagierst bei der Vorstellung, in Urlaub zu fliegen“ (bei Vorliegen von Verlustangst und Flugangst). Durch diese Vorgehensweise knüpft man sich nach und nach alle inneren Baustellen vor. Häufig liegen Quer-Verknüpfungen zwischen den einzelnen Themen vor. Die Angst, verlassen zu werden und die, mit dem Flugzeug abzustürzen, kann nämlich durchaus dieselben Ursachen haben, nämlich die Angst vor dem Tod, ausgelöst durch eine unsichere Bindung zu beiden Elternteilen.

Dauer und Timing einer Hypnosetherapie

Dauer der Behandlung

Die Dauer einer Hypnosetherapie richtet sich nach der Gesamtmenge der zu bearbeitenden Gefühle und der Lebenssituation des Patienten. Die meisten Hypnosetherapien sind Kurzzeittherapien, die sich über 4 bis 8 Sitzungen erstrecken. Anders als bei den klassischen Psychotherapien geht es bei der Hypnosetherapie darum, in einem relativ engen Zeitfenster einen maximalen Wirkeffekt zu erzielen. Die Stärke der Hypnosetherapie liegt darin, Betroffenen innerhalb eines kurzen Zeitraumes dabei zu helfen, negative Emotionen zu verarbeiten und die Persönlichkeitsentwicklung soweit voranzutreiben, dass Patienten künftig alleine weitermachen können.

Merke: Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Therapie zeitlich eng begrenzt durchgeführt werden sollte. Immer nur so lang bis der Patient wieder alleine auf seinen Beinen durch das Leben gehen kann. Ausnahmen stellen nur ursächlich nicht behandelbare psychische Erkrankungen dar, die lebenslang bestehen bleiben.

Patienten, die sehr stark belastet sind, nehmen zum Teil auch mehr als zehn Sitzungen in Anspruch, was aber relativ selten vorkommt. Manche Themengebiete, wie isolierte Ängste und umschriebene Selbstwertprobleme, lassen sich sogar in weniger als fünf Sitzungen erfolgreich behandeln. Allerdings sollte man weder auf sich selbst noch auf den Patienten Druck ausüben, ein Problem in beispielsweise drei Sitzungen „wegzuzaubern“. Planen Sie in ihrem Timing etwas Puffer ein, so dass auch plötzlich eintretende Lebensereignisse (wie Trennungen oder Todesfälle) den Therapieplan nicht völlig auf den Kopf stellen. Ich empfehle immer, am Ende des Vorgespräches eine realistische Zeitspanne in Aussicht zu stellen und darauf hinzuweisen, dass diese Zeitspanne je nach Bedarf verkürzt oder verlängert werden sollte. Hier finden Sie Richtwerte für die Behandlungsdauer einzelner Themengebiete. Lassen Sie dabei stets Ihr Gefühl mit einfließen, wie groß die Menge an vermuteten negativen Emotionen ist, die Sie an den entsprechenden Lebensereignissen festmachen.

Timing der Sitzungen

Ich empfehle folgendes Vorgehen: das Vorgespräch und die ersten drei Sitzungen werden im Ein- bis Zweiwochentakt durchgeführt. Danach entscheidet man, ob man die Abstände vergrößert oder beibehält. Dieses Vorgehen trägt dem Umstand Rechnung, dass normalerweise am Anfang einer Behandlung die höchste Dichte an emotionalen Belastungen vorliegt. Mit einer gewissen Anzahl von durchgeführten Abreaktionen verringern sich die emotionalen Belastungen. Dadurch brauchen die Patienten längere Abstände zwischen den Sitzungen, um Probleme zu bemerken, die feedbackadaptiert in der Hypnosesitzung angegangen werden können. Die schwierigste Situation für den Hypnosetherapeuten ist die, wenn der Patient kein Problem mehr n die Sitzung mitbringt und angibt, sich rundum gut zu fühlen. In diesem Fall kann der Hypnotiseur frei in die Hypnose hineingehen und warten, zu welchem Thema das Gefühl des Hypnotisanden hinführt. Meist wird sich in diesem Fall das positive Gefühl des Patienten in der Hypnose abbilden. Manchmal jedoch erscheint spontan ein Problemthema. Genauso kann der Behandler auch direkt verschiedene Problembereiche (die er aus der Anamnese und den bisherigen Sitzungen kennt) in der Hypnose ansprechen, um zu überprüfen, ob trotz der positiven Grundstimmung noch belastende Gefühle an die Oberfläche kommen.

Merke: Abstände im Ein- bis Zweiwochentakt sind ideal für den Beginn der Hypnosebehandlung. Mit der Verringerung der Menge von negativen Emotionen und den sich einstellenden Verbesserungen werden die Abstände größer gewählt.

Ausnahmen stellen Patienten dar, denen es bei Behandlungsbeginn sehr schlecht geht. Hier sollten sich Therapeut und Patient zweimal pro Woche sehen. Allerdings ist bei solchen Patienten gut zu bedenken, ob eine Hypnosebehandlung indiziert ist. Manche Patienten versuchen, einen erforderlichen stationären Aufenthalt mittels einer Hypnosetherapie zu umgehen. Andere sind aufgrund ihrer Erkrankung in einer ambulanten Hypnosetherapie besser aufgehoben als in einer Klinik, in der die entsprechende intensive Einzelbetreuung fehlt. Grenzfälle sollen langjährig erfahrenen Therapeuten vorbehalten bleiben. Dann kann man sich schrittweise vorarbeiten. Unter Umständen muss man die ambulante Hypnosetherapie wegen einer erforderlichen stationären Behandlung abbrechen - nämlich dann, wenn der Patient suizidal wird.

Merke: Bei extrem stark belasteten und instabilen Patienten muss der Behandler abwägen, ob eine ambulante Hypnosetherapie überhaupt in Frage kommt. Meist ist dies nicht der Fall. Entscheidet sich der Therapeut für eine Behandlung, ist es ratsam, mindestens zwei Termine pro Woche zu vereinbaren und ausreichend Kapazität für Notfallsitzungen vakant zu halten. Eine Behandlung von instabilen Patienten ist nur mit der Möglichkeit einer raschen stationären Aufnahme im Hintergrund möglich.

Tagestiming

Auflösende Hypnose kann zu jeder Tageszeit durchgeführt werden. Zu beachten ist allerdings, dass die einzelnen Sitzungen derart anstrengend sein können, dass sich der Patient idealerweise den Rest des Tages freihält. Er sollte genügend Zeit haben, sich nach der Sitzung für einige Stunden zu erholen und nicht direkt nach der Sitzung arbeiten müssen oder andere Verpflichtungen vor sich haben.

Manchmal, gerade nach langen Arbeitstagen, sind Patienten derart erschöpft, dass die innere Bereitschaft nicht da ist, sich jetzt auch noch mit schwerwiegenden emotionalen Themen auseinanderzusetzen. Der Behandler wird in diesen Fällen eine Art Sperre in der Hypnose bemerken und wahrnehmen, dass die Hypnose irgendwie nicht richtig läuft. Manchmal verbalisieren Patienten dann auch ihr Ruhebedürfnis. Wenn dies mal vorkommt, ist es hinzunehmen. Falls es sich wiederholt, schlagen Sie vor, die Hypnosesitzung zu einem anderen Zeitpunkt des Tages oder an einem freien Tag durchzuführen, wenn der Patient genügend Energie für die Konfrontation mit seinen Gefühlen in sich trägt.

Störung der Behandlung durch aktuelles Lebensereignis

Gelegentlich kommt es im Laufe einer Behandlung vor, dass ein aktuelles Lebensereignis den kontinuierlichen Verlauf der Behandlung unterbricht. Solche Lebensereignisse sind meist Todesfälle oder Trennungen. Für den Behandler stellt sich die Frage, wie in einem solchen Fall vorzugehen ist. Soll er sich gemeinsam mit dem Patienten den aktuellen Gefühlen widmen oder direkt das eigentliche Thema angehen, weswegen sich der Patient in Behandlung begeben hatte?

Praxisfall: Störung durch Lebensereignis

Ein Patient begibt sich wegen einer Selbstwertproblematik in Behandlung, aber der plötzliche Tod der Großmutter steht aktuell im Vordergrund und überlagert die eigentliche Thematik. Was sollte der Behandler nun in diesem Falle tun? Es sind zunächst die Gefühle in der Hypnose zu bearbeiten, die im Vordergrund stehen. Dies wird im Regelfall die Trauer über den Tod der Großmutter sein, da diese Gefühle frischer und intensiver sind als die Grundproblematik. In vielen Fällen führt die Trance dann nach dem Bearbeiten des aktuell im Vordergrund stehenden Gefühls zu dem ursprünglichen Problem des Patienten. Vielfach lässt sich auch eine Brücke von dem aktuellen Lebensereignis zu dem Patientenproblem schlagen. In diesem Fall könnte die Großmutter eine wichtige Bezugsperson für den Patienten gewesen sein, weil seine Eltern früher zu wenig Zeit für ihn hatten. Hier kann man auf dem Weg der Trauer über den Tod der Oma zu gemeinsamen Erlebnissen in der Kindheit des Patienten zurückreisen, um an das tatsächliche Problem heranzukommen. Wenn sich diese Brücke nicht schlagen lässt, dann kann es vorkommen, dass man für 1-2 Sitzungen ein anderes Thema als das Ausgangsthema behandelt, was den Verlauf etwas verzögert, aber gleichzeitig die (Trauer-) Arbeit in Bezug auf das aktuelle Lebensereignis deutlich verkürzt. Am Ende hat man also keine Zeit verloren, sondern sinnvoll gearbeitet, wenn man das Problem angeht, das subjektiv für den Patienten im Vordergrund steht. Merke: In der Hypnose wird immer an den Gefühlen gearbeitet, die individuell im Vordergrund stehen. Aktuelle Lebensereignisse können den kontinuierlichen Verlauf einer Hypnose unterbrechen und sollten abgearbeitet werden, um danach wieder zum Ausgangsthema zurückkehren zu können.

Störung einer Sitzung

Es liegt in der Verantwortung des Behandlers, für eine störungsfreie Sitzung zu sorgen. Dazu gehört ein akustisch und visuell geschützter Raum. Das heißt nicht, dass Hypnose in einer Dunkelkammer durchgeführt werden muss. Aber der Patient sollte sich sicher sein, dass niemand außerhalb des Raumes ihn während der Hypnose beobachten kann. Er soll sich ungestört fühlen und sich voll und ganz auf die Hypnose konzentrieren können. Ebenso sollte der Raum so geschützt sein, dass keine Inhalte des Gespräches in der Trance nach außen dringen können. Genauso selbstverständlich sollte es sein, dass der Raum gut gegen Außengeräusche isoliert ist.

Handy-Klingeln: Trotz aller Vorsorgemaßnahmen kann es immer zu einer Störung der Sitzung kommen. Die häufigste Störung ist das Klingeln oder Vibrieren des Handys des Patienten, der sich völlig sicher war, das Handy auf lautlos oder ausgestellt zu haben. Um dem Handy-Klingeln vorzubeugen, fragt man den Patienten vor der allerersten Hypnose, ob sein Handy leise gestellt ist. Wenn die Hypnose gerade erst anläuft oder der Patient zum Zeitpunkt des Klingelns gerade nicht aktiv an einem Thema ist, fragt man ihn einfach, ob er nicht lieber das Handy ausstellen möchte. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es deutlich besser ist, einmal die Hypnose kurz zu unterbrechen und das Handy auszustellen, als während der Sitzung noch mehrmals durch weitere Anrufe und SMS gestört zu werden. Die Unterbrechung der Hypnose entspricht einem kurzen Fraktionieren. Danach bittet man den Patienten, wieder Platz zu nehmen und die Augen zu schließen, vertieft über eine knappe Minute die Hypnose mit der Stimme und kann dann einfach weiterarbeiten. Befindet sich der Patient zum Zeitpunkt des Klingelns in einer Abreaktion oder ist er sehr tief in das Geschehen der Hypnose involviert, kann man das Klingeln ignorieren und einfach mit der Hypnose weitermachen, weil der Patient dann ohnehin so stark innenfokussiert ist, dass er das Klingeln von alleine ausblendet.

Falls es wider Erwarten an der Tür klopft oder Sie in den Flur müssen, um beispielsweise einen Kollegen im Flur darauf aufmerksam zu machen, dass es gerade nicht der günstigste Moment ist, um staubzusaugen oder lautstark vom letzten Motivationsseminar (Shakra!) zu erzählen, sagen Sie dem Patienten, was Sie tun werden. Der Patient soll wissen, warum Sie aufstehen und kurz das Zimmer verlassen. So kann er adäquat einordnen, was Sie tun.

Tickende Uhren stören manche Patienten, vor allem die, die ohnehin Fokussierungsprobleme haben und nicht ganz so leicht in die Hypnose gehen. Wenn Ihnen ein Patient mitteilt, dass er sich von der Uhr gestört fühlt, unterbrechen Sie kurz die Hypnose und bringen die Uhr aus dem Zimmer.

Einbindung von Geräuschen: Geräusche von außen, vor allem monotone Geräusche wie Straßenlärm, lassen sich in vielen Fällen suggestiv in die Trancevertiefung einbinden:

Routine bei störenden Außengeräuschen: „Jedes Geräusch von außen lässt Dich noch tiefer in die Hypnose hineinsinken. Du folgst meiner Stimme wie einem roten Faden, alles andere tritt in den Hintergrund.“

Manche Hypnotisanden fühlen sich trotz geschlossener Augen von einer hellen Deckenleuchte gestört. Sie sollten, wenn möglich, dem Wunsch des Patienten nachkommen. Eine Stehleuchte sorgt für genügend Licht, um die Gesichts- und Körperreaktionen des Hypnotisanden in der Trance zu beobachten und ggf. Notizen zu machen.

Tropfende Nase: Während der Abreaktionen weinen manche Patienten sehr heftig. Zum Teil so heftig, dass die Nase anfängt zu laufen. Sobald das der Fall ist, bietet man dem Patienten ein Taschentuch an, indem man ihm sagt, dass man ihm ein Tempo in die rechte (oder linke) Hand gibt. So kann der Patient das Taschentuch nehmen und sich die Nase putzen, ohne die Augen zu öffnen. Während solcher Vorgänge geht der Hypnotisand kurz etwas mehr ins Denken, danach wird er aber innerhalb von wenigen Sekunden wieder ins Fühlen kommen. Die Hypnose verflacht sich also nur kurzfristig. Wenn der Patient lediglich weint, ohne dass die Nase läuft, empfehle ich, weiter nichts zu tun. Die meisten Patienten, die auflösend arbeiten möchten, haben ohnehin von sich aus ein Taschentuch in der Hand und tupfen sich ab und zu die Tränen ab.

Nach der Hypnose

Nach einer Hypnoseanwendung wird der Patient behutsam wieder in das Hier und Jetzt zurückgeholt. Je tiefer die Hypnose war und je intensiver die in der Hypnose wahrgenommenen Gefühle gewesen sind, desto langsamer muss die Trance ausgeleitet werden. Nach der Ausleitung lässt man den Patienten in Ruhe wieder ankommen. Bis er sich gesammelt hat, können durchaus ein bis zwei Minuten vergehen. Dann wird der Patient gefragt, wie er die Hypnose erlebt hat. Die gängigen Kommentare reichen von „Wow!“ bis „heftig“ zu „überraschend“ oder „erleichternd“. Im Regelfall besteht ein Zugewinn eher für den Hypnotisanden, der im Anschluss kognitiv einordnen kann, was in der Hypnose passiert ist, als für den Hypnotiseur. Das Reflektieren nach einer Hypnose ist für die persönliche Entwicklung und die Genesung nur bedingt relevant. Das Erleben in der Trance selbst sorgt für den Wirkeffekt, nicht das Reflektieren danach. Ich empfehle dennoch, es durchzuführen, allein damit der Patient sich wieder etwas sammeln kann. Manchmal bekommt man auch als Hypnotiseur Informationen, die zusätzlichen Erkenntniswert haben.

Es kann nach einer Hypnose durchaus vorkommen, dass Patienten nach Verlassen der Praxis weitere Abreaktionen durchlaufen. Diese Abreaktionen stellen Nachbearbeitungsprozesse dar. Sie können direkt im Anschluss an die Sitzung auftreten oder auch später. Beispielsweise wenn der Patient abends im Bett liegt und dabei Gedächtnisinhalte aus der Hypnose nach oben kommen. Diese können sich in der Trance zeigen, welche jeder Mensch kurz vor dem Einschlafen durchlebt. Viele Menschen berichten nach einer Hypnose, dass sich ihre Fähigkeit zu fühlen verstärkt. Wir sollten immer im Hinterkopf haben, dass wir über die Hypnose ganz gezielt Nervenzellverbände, die für das Fühlen zuständig sind, im Gehirn dazu anregen, vermehrt zu arbeiten. Durch Hypnose trainieren wir Menschen darin, mehr zu spüren. Das hat in vielen Fällen zur Folge, dass Menschen näher an ihren Emotionen sind und Gefühle nicht so unterdrückt werden wie zuvor. Die Verstärkung des Fühlens, die man mit der Hypnose bewirkt, ist ein elementarer Bestandteil vieler Genesungsprozesse. Menschen werden häufig dadurch psychisch krank, dass ein adäquates Fühlen und damit Verarbeiten der Gedächtnisinhalte durch das familiäre Umfeld verhindert wird. Wir sorgen durch die Hypnose und das (Gefühle-)erlaubende Umfeld der Behandlung dafür, dass wichtige Fühl- und Verarbeitungsprozesse nachgeholt werden können.

Merke: Auch nach einer Hypnose kann es gelegentlich zu weiteren Abreaktionen kommen. Beim Spaziergang direkt danach oder abends im Bett. Dieser Vorgang ist Teil des Heilungsprozesses und entspricht der weiteren Verarbeitung von Gefühlen nach einer Hypnosesitzung.

Rolling-Stone-Effekt

Ich nutze für die emotionalen Umwälzprozesse, die im Anschluss an eine Hypnosesitzung auftreten, folgende Metapher:

Routine: „Sie werden merken, dass durch eine Hypnose innerlich viel in Bewegung kommt. Nach einer Sitzung geht dieser Vorgang vielfach weiter. Man kann sich das so vorstellen, dass wir einen Stein ins Rollen bringen. Und auch nach der Hypnose rollt der Stein weiter. Es ist völlig normal, dass eine Hypnose noch einige Tage emotional nachwirkt und Veränderungen mit sich bringt.“



Dieses Buch ist exklusiver Bestandteil der Seminare Auflösende Hypnose, Intensivausbildung Therapeutische Hypnose und meiner Online-Ausbildung.



Hypnose lernen mit Floris Weber