Einblick in die Psyche



» Depressionen

» Energie und Ziele

» Empfindlichkeitstypen

» Abgespaltene Gefühle

» Kindheit- Fundament des Lebens

» Der Körper- Spiegel der Seele

» Die innere Wahrnehmung

» Symptome

» Placebo Effekt



Depressionen





Energie und Ziele

Wenn ich an dieser Stelle über Energie schreibe, dann meine ich damit persönliche Energie wie Kraft und Antrieb. Die Vielzahl der Patienten die ich in meiner Praxis sehe befindet sich vor Beginn der Therapie in einem Zustand von Energie- Mangel. Externe Faktoren können Menschen in einen Energie- Mangel hineinbringen: beispielsweise eine Arbeit bei der zu hohe Anforderungen gestellt werden und nicht genügend belohnende Elemente vorkommen. Oder Partnerschaften, die zu viel Kraft kosten, weil man nicht zusammen passt oder gar der Partner selbst an einem chronischen Energiemangel leidet, den man ausgleichen muss.

Der größte „Energiefresser“ ist bei den meisten Menschen jedoch ein interner Faktor: ungelöste emotionale Konflikte. Bei dem Erreichen von Zielen wird leider viel zu wenig auf solche „Energiefresser“ geachtet, sondern meist ausschließlich nach vorne (zielorientiert) gearbeitet, anstatt zuerst einmal mit den ungelösten emotionalen Konflikte aufzuräumen. Insbesondere im Coaching- Bereich sieht man, dass meist vom Ist- Zustand auf den Soll- Zustand hin gearbeitet wird, ohne Ursachen zu bearbeiten. Leider ist dieses in meinen Augen absolute fehlerhafte Vorgehen aktuell noch weit verbreitet. Und dies übrigens nicht nur im Coaching, sondern auch bei den konventionellen Psychotherapien. Insbesondere bei Depressionen oder Ängsten wird lediglich stabilisiert und angestrebt, die normalen Funktionen wiederherzustellen anstatt die Ursachen der Erkrankung zu behandeln. Dies lässt sich in meinen Augen daraus ableiten, dass die konventionellen Therapien ungeeignet sind, die Ursachen der Erkrankungen, nämlich emotionale Konflikte oder konditionierte Gefühle wirklich nachhaltig aufzulösen. Der aktuell in Deutschland noch verbreitete psychotherapeutische Behandlungsstil wird sich hoffentlich in den nächsten Jahren deutlich in Richtung der Trance- Therapie verändern, zumindest hoffe ich das für das Wohl der Patienten.

Manche Menschen haben die Vorstellung, für das Erreichen eines Zieles müsste nur irgendwo ein Schalter umgelegt werden. Dies ist leider in vielen Fällen eine Fehleinschätzung. Wenn Menschen nicht genügend Kraft für eine Sache aufbringen können die ihnen sehr am Herzen liegt, dann hat dies entweder mit einem Mangel an Energie oder mit einem Widerspruch mit inneren Glaubenssätzen zu tun.

Wenn ein Energiemangel herrscht, dann hat sich in der Regel ein ganzer Haufen emotionalen Ballastes angesammelt, ggf. kommen belastende externe Faktoren noch mit dazu. Je mehr negative Gefühle sich ungelöst in unserem Emotionsspeicher befinden, desto weniger Antrieb hat man. Denn ungelöste negative Gefühle kosten viel Kraft und führen im schlimmsten Falle zu einer Depression. In vielen Fällen spüren die Betroffenen jedoch nur den Kraftmangel oder eine Art Blockade ohne Zugang zu den belastenden Gefühlen selbst zu bekommen. In diesem Fall kann man sehr effizient mit emotionalen Abreaktionen die negativen Gefühle auflösen. In der Folge steigt das Energie- Niveau deutlich an: die Menschen haben mehr Energie, die Grundstimmung ist besser als vorher; die Patienten wirken um einiges lebensfroher und oft auch charismatischer. Eine deutliche Steigerung der persönlichen Energie ist meist schon nach wenigen Hypnose- Sitzungen bemerkbar. Interessanterweise berichten Patienten oft darüber, dass sie von anderen Menschen angesprochen wurden, dass sie auf einmal so positiv wirken. Ich gebe zu bedenken, dass dieses durch die Hypnose erreichte wirklich authentische Wohlfühlen tausendmal gesünder und langfristiger ist als das bekannte „Denke- Positiv- Prinzip“, weil bei dem „echten“ Wohlfühlen eine wirkliche Kongruenz vom inneren Gefühl und dem äußeren Auftreten besteht.

Das Erreichen von Zielen kann auch von negativen inneren Glaubenssätzen blockiert werden. Solange nämlich das Erreichen eines Zieles den inneren Glaubenssätzen widerspricht, ist das Eintreten des Zielzustandes denkbar unwahrscheinlich. Und sogar dann, wenn aufgrund besonderer Umstände dieses Ziel erreicht würde, könnte es der Betroffene dabei kaum von tiefem Herzen genießen. Meist sind die blockierenden Glaubenssätze durch Negativ- Erlebnisse und Suggestionen im Unterbewusstsein verankert. Diese schädlichen Erlebnisse und Suggestionen können mit Hilfe der Hypnose gefunden und aufgelöst werden, so dass der Weg frei ist zum Zielzustand. Die Ursachen für negative Glaubenssätze findet man bei der Hypnosetherapie meist in der Kindheit, aber gelegentlich können auch in anderen Lebensabschnitten (meist zusätzliche) Auslöser für innere Blockaden gefunden werden.

Fazit: Zum Erreichen von persönlichen Zielen ist vielfach zunächst die emotionale Entlastung notwendig, um das Energie- Niveau anzuheben und damit die notwendige Voraussetzung für ausreichend persönliche Kraft zu schaffen. Auch der Auflösung negativer Glaubenssätze und der zugrundeliegenden Ereignisse und Gefühle muss in der Regel Sorge getragen werden, damit die Menschen ihre Ziele erreichen und auch wirklich genießen können.


Empfindlichkeitstypen

Ein Aspekt bei der Entstehung von unverarbeiteten Gefühlen und psychischen Erkrankungen, der in meinen Augen Aufmerksamkeit verdient, ist die individuelle Empfindlichkeit gegenüber äußeren Belastungen. Interessanterweise reagieren Menschen sehr unterschiedlich auf äußere Belastungen und erleben individuell unterschiedliche innere Wahrnehmungen als Antwortreaktion auf äußere Einflüsse. Konkret bedeutet dies, dass Menschen, die einer ähnlichen äußeren Belastung ausgesetzt sind, noch lange nicht mit derselben inneren Gefühlsintensität und Antwort reagieren.

Dies wird beispielweise deutlich in Familien, in denen die Eltern zu viel Druck auf die Kinder ausüben. Während das eine Kind versucht, dem Druck gerecht zu werden und überangepasst auf die elterlichen Erwartungen reagiert, rebelliert das andere Kind und widersetzt sich mit aller Macht der Autorität der Eltern. In beiden Fällen handelt es sich um denselben äußeren Reiz, der aber unterschiedliche innere Gefühle und Reaktionen auslöst. Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Empfindungen und Reaktionsbildungen möchte ich hierbei speziell auf die erblich bedingen Anlagen, die unterschiedlichen Empfindlichkeitstypen, eingehen.

Wieso reagiert nun das eine Kind anders als das andere Kind? In meinen Augen ist die Reaktion vor allem vom Empfindlichkeitstyp des Einzelnen abhängig. Genauso, wie es große und kleine Menschen gibt, gibt es emotional empfindlichere und emotional unempfindlichere Typen. Die emotional empfindlicheren Typen weisen mehr emotionale Sensitivität auf, besitzen also mehr Fühligkeit und gleichzeitig eine höhere Empfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen. Um mit einem Beispiel aus dem Erwachsenenalter fortzufahren: bekommen zwei Arbeitnehmer von ihrem Chef gesagt, dass er mit einer Leistung unzufrieden war, dann kann es sein, dass dies den einen Arbeitnehmer relativ kalt lässt und er die Kritik gut abhaken kann, während der andere in der nächsten Zeit unter schlaflosen Nächten leidet und die möglichen Konsequenzen und einzelne Details aus dem Gespräch immer wieder auftauchen. Während der eine emotional wenig reagiert, reagiert der andere empfindlich auf den äußeren Reiz.

Beachtenswert bei der unterschiedlichen emotionalen Antwort im Erwachsenenalter ist natürlich, dass die bisher gemachte Erfahrungen prägend sind für den Ausschlag der aktuellen emotionalen Reaktion. So wird beispielsweise der Arbeitnehmer, der als Kind immerzu vom Vater kritisiert wurde, bei Kritik des Chefs, der ebenso eine übergeordnete Autoritätsrolle ihm gegenüber einnimmt wie der Vater, im Regelfall emotional stärker reagieren als der Arbeitnehmer, der in seiner Kindheit ein gesundes Verhältnis zu seinem Vater in Bezug auf Lob und Kritik erlebte. Diese Wiederholungen emotionalen Erlebens, emotionale Trigger wie ich sie nenne, sieht man sehr häufig bei der Behandlung von Patienten in der Hypnose- Praxis, die mit unverarbeiteten Gefühlen zu kämpfen haben und Hilfe bei der Auflösung übermäßiger emotionaler Ausschläge brauchen. Durch das richtige Vorgehen in der Hypnose lassen sich solche erlernten emotionalen Überreaktionen schnell auflösen.

Trotz der erlernten Aspekte emotionaler Reaktionen spielt der genetisch bedingte Empfindlichkeitstyp in der Praxis eine sehr große Rolle. Gerade die Menschen, die emotional stark reagieren, brauchen häufiger ein Ventil für die aufgestauten Gefühle. Menschen, die emotional weniger empfindlich reagieren, können mehr wegstecken und brauchen vielfach auch kein Ventil für aufgestaute Gefühle, da keine aufgestauten Gefühle vorliegen.

In der Therapie ist hier sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt, da man differenzieren muss zwischen verdrängter Wahrnehmung, die unbewusst belastet und therapeutisch aufgearbeitet werden kann, und äußerer Belastung, die zu keinerlei behandlungsbedürftiger, belastender Emotion geführt hat. Bei den konventionellen Psychotherapien erleben einige Patienten unter der Therapie eine Verschlechterung ihres Zustands, der in meinen Augen häufig damit zusammenhängt, dass aufgrund der in dem jeweiligen Therapieverfahren festgelegten Dogmen davon ausgegangen wird, das belastende kindliche Gefühle aufgearbeitet werden müssen. Handelt es sich bei dem Patienten aber um einen unempfindlichen Empfindlichkeitstyp, dann liegen keine aufgestauten Gefühle vor und der Therapeut redet dem Patienten lediglich ein, welchen belastenden negativen Gefühlen dieser wohl ausgesetzt gewesen ist, woraufhin der Patient sich natürlich mit der Zeit schlechter als vorher fühlt. Bei anderen Patienten, nämlich den sensitiveren Empfindlichkeitstypen, kann man über das Sprechen mögliche belastende Gefühle zugänglich machen und darüber eine gewisse Verbesserung erreichen, wenn auch nur deutlich oberflächlicher und weniger nachhaltig als durch Hypnose. Ich glaube, dass bis heute in vielen Therapien immer noch der Fehler begangen wird, dass davon ausgegangen wird, dass alle Menschen gleich und vor allem in gleicher Intensität empfinden.

Wenn man mit der auflösenden Hypnose, die auch Hypnoanalyse genannt wird, arbeitet, dann profitieren in größtem Maße Menschen mit hoher emotionaler Sensitivität auf die Behandlung. Bei diesen sind Ausmaß und Anzahl nicht verarbeiteter Gefühle am größten, da sie auf äußere Einflüsse in ihrem Leben stärker als andere reagieren und im Regelfall auch am längsten mit den eigenen inneren Wahrnehmungen zu kämpfen haben. Hier kann man als versierter Hypnose- Anwender am meisten über emotionale Abreaktionen bewirken. Bei emotional eher unempfindlichen Persönlichkeitstypen sieht man wenig bis keine Abreaktionen und sollte über symptomorientierte Hypnosen auf der Suggestionsebene arbeiten.

Doch wie lässt sich nun feststellen, ob man einen Patienten vor sich hat, der emotional sensitiv reagiert und seine starken Gefühle nur verdrängt, oder ob man einen emotional eher unempfindlichen Patienten vor sich hat, bei dem es gar nichts aufzuarbeiten gibt? Diese Frage lässt sich schnell unter Zuhilfenahme von Hypnose beantworten: Man kann den Trance- Zustand hervorragend als diagnostisches Mittel einsetzen, um zu explorieren, ob die durchlebten äußeren Einflüsse wirklich unbedeutend bzw. verarbeitet worden sind oder ob die damit zusammen hängenden Gefühle nur verdrängt wurden. Dazu führt man den Hypnotisanden in die Trance und fragt ganz einfach nach belastenden Gefühlen. Alternativ kann man den Hypnotisanden gezielt an das fragliche Thema heranführen und abwarten, ob Gefühlsausbrüche stattfinden oder nicht. So sieht man, ob verdrängte Gefühle vorliegen, die sich in der Trance den Weg nach oben bahnen.

Hier noch der Vollständigkeit halber ein Spezialfall: Manchmal sind die Gefühle von den Betroffenen so früh und so nachhaltig verdrängt worden, dass sie erst durch sehr gezielte Gefühlsprovokationen in der Hypnose oder bei großer emotionaler Instabilität des Betroffenen überhaupt zugänglich sind. Diese Fälle sieht man jedoch relativ selten und es handelt sich ohnehin um Spezialistenfälle, die man nur mit sehr fortgeschrittenen Kenntnissen behandeln kann.

Fazit: Es gibt emotional empfindlichere und unempfindlichere Typen. Zwei Menschen können denselben äußeren Einflüssen ausgesetzt gewesen sein und dabei unterschiedlich stark emotional reagieren und abspeichern. Bei emotional empfindlicheren Menschen fällt mehr emotionaler Ballast an, den es mit Hypnoanalyse und emotionalen Abreaktionen aufzulösen gilt. Emotional unempfindlicheren Typen sind im Regelfall mit Suggestionshypnosen am meisten gedient.


Abgespaltene Gefühle

Die Abspaltung von belastenden Gefühlen ist ein wichtiger psychologischer Überlebensmechanismus. Durch die Abspaltung (auch Verdrängung genannt) von negativen Gefühlen wie beispielsweise Angst, Trauer oder Schuld wird sichergestellt, dass wir emotional belastende Lebensereignisse überstehen und weiter „funktionieren“. Biologisch und evolutionsgenetisch ist das Ziel unserer Existenz zu überleben und unsere Gene weiterzugeben. Durch den Mechanismus der Abspaltung wird dieser Zweck erfüllt, auch dann wenn wir emotional stark belastende Ereignisse durchlebt haben. Vereinfacht gesagt sind wir so beschaffen, dass wir auch emotional schlimme Ereignisse verdrängen und uns fortpflanzen können. Nur hoch ist die Lebensqualität in der Regel nicht, wenn wir mit eine Menge von abgespaltenen Gefühlen leben müssen. Psychisches Wohlergehen ist sozusagen ein Luxusgut, das die Natur nicht zwangsläufig für uns vorsieht.

Dabei gibt es verschiedene Ausmaße der Abspaltung. In der Regel gilt, je intensiver und unerträglicher ein Gefühl für den Betroffenen ist, desto weiter wird es abgespalten. Auch die Veranlagung hat Einfluss auf das Ausmaß der Abspaltung.

Leider bringt der Mechanismus der Abspaltung Probleme mit sich. Wenn Gefühle abgespalten werden, dann belasten sie unterschwellig unser zentrales Nervensystem. Die abgespaltenen Gefühle sind durch die Verdrängung nicht verschwunden, sondern schlummern vielmehr unter der Oberfläche und können Auslöser für verschiedene psychische Erkrankungen und schädliche Verhaltensmuster sein. Aus abgespaltenen Gefühlen heraus entwickeln sich meist unbewusste Verhaltensmuster, die mit gewöhnlichen Therapien kaum langfristig veränderbar sind. Immer wieder verfallen die Betroffenen in ihre alten Muster (Vermeidungsverhalten, Eifersucht, Kontrollsucht, Ess-Sucht um nur einige zu nennen). Die abgespaltenen Gefühle stellen dabei den Motor für die ausgeführten Verhaltensweisen dar. Um abgespaltene Gefühle zugänglich zu machen, ist Hypnose der schnellste und zuverlässigste Weg. Ich habe mich im Laufe meiner therapeutischen Entwicklung auch mit anderen Tranceverfahren wie EMDR, EFT und dergleichen beschäftigt. Mein persönliches Fazit war am Ende immer, dass kein anderes Verfahren mit der Hypnose Schritt halten konnte. Durch die Minimierung des logischen Denkens und durch Aktivierung der Gefühlsareale des Gehirns (sogenanntes limbisches System) kommt man in der Hypnose schnell an die verdrängten Gefühle und löst diese nachhaltig auf. Die Patienten spüren nach einer ursachenorientierten Hypnose eine deutliche emotionale Entlastung. Schädliche, unbewusste Verhaltensmuster verschwinden dadurch, dass die verhaltensauslösenden Gefühle neutralisiert werden.

Ganz wertfrei betrachtet möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass ich schon vielen Patienten, die bereits jahrelang mit nur geringem Fortschritt in (kognitiv orientierter) Psychotherapie waren, in einer wirklich überschaubaren Zeit geholfen habe, ihre abgespaltenen Gefühle und damit ihre Probleme nachhaltig aufzulösen. Zum Teil ist es erschütternd, wie lange Menschen mit abgespaltenen Gefühlen leben müssen bis sie eine Erfolg bringende ursachenorientierte Hypnosetherapie durchlaufen. Leider bieten auch "moderne" Kliniken meist nur Verfahren wie Verhaltens- und Gesprächstherapie in Kombination mit Medikamenten, anstatt einer ursachenorientierten Hypnotherapie an. Sogar relativ erfahrene Therapeuten haben meist überhaupt kein fundiertes Wissen über Hypnose und setzen sie daher nicht ein. Oft wird dabei leider sogar den Patienten vermittelt, dass sie lernen müssten mit abgespaltenen Gefühlen und den damit verbundenen Problemen zu leben. Dies entspricht nur dann der Wirklichkeit, wenn man keine Hypnose beherrscht. Ich hoffe, dass in Zukunft mehr Kliniken und Ärzte ihren Patienten Hypnose anbieten werden, denn man kann mit der Hypnosetherapie zuverlässig abgespaltene Gefühle nachhaltig auflösen und so den Patienten einen wirklichen Nutzen bringen.


Kindheit- Fundament des Lebens

Wenn man sich sein Leben als ein Haus vorstellt, dann bildet die erste Phase des Lebens, nämlich unsere Kindheit, das Fundament des Hauses. Die von uns während der Kindheit gemachten Erfahrungen sind sehr prägend für unsere Wahrnehmung der Welt und unser emotionales Empfinden. Ein stabiles Fundament entsteht hauptsächlich durch einen gesunden Bezug zu beiden Elternteilen, emotionale Wertschätzung, ein gesundes Maß an Eigenverantwortung und Entwicklung von Selbstwirksamkeit sowie Abgrenzung und Befriedigung von persönlichen Bedürfnissen. Je stabiler das Fundament ist, desto wahrscheinlicher ist das Entstehen eines stabilen Hauses, sprich eines psychisch gesunden Lebens.

Viele Patienten die später in ihrem Leben emotionale Probleme haben oder Schwierigkeiten haben, den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden, besitzen kein stabiles Fundament und sind daher anfälliger für das Auftreten von psychischen Problemen. Tatsächlich sind viele Probleme der Patienten, die ich in meiner Praxis für Hypnose in Hamburg sehe, auf emotionale Thematiken aus der Kindheit zurückzuführen. Häufig handelt es sich hierbei um emotionale Konflikte oder Verletzungen die von den Eltern auf ihre Kinder übertragen werden. Leider waren früher psychotherapeutische Behandlungen eher selten, Probleme wurden totgeschwiegen und verursachten dadurch noch mehr Probleme in den Familien. Auch die emotionale Inkompetenz vieler Familienväter, die ihre Familien mit Strenge führten ohne für einen emotionalen Rückhalt zu sorgen, trug zu einer Verschärfung der Probleme bei. Glücklicherweise hat sich das klassische Bild des Mannes weiterentwickelt und immer mehr Männer entdecken das Feld der emotionalen Kompetenz. Es entsteht mehr Bewusstsein dafür, dass es nicht ausreicht als Familienvater Summe X nach Hause zu bringen ohne sich um seine eigenen emotionalen Belange und die emotionalen Belange der Familie zu kümmern. Obwohl eine deutliche Verbesserung im Bereich der emotionalen Kompetenz stattfindet, leiden immer noch viele Menschen an den emotionalen Umständen die sie während ihrer Kindheit durchlaufen mussten.

Viele Therapien zielen darauf ab, den Patienten bewusst zu machen was in ihrer Kindheit alles schief gelaufen ist, um Trauerphasen einzuleiten und das Bewusstsein für die eigene Gefühlswahrnehmung zu verbessern. Vielfach wird dabei auch den Eltern schuld zugesprochen um emotionale Bindungen zu lösen. Ich bin der Meinung, dass diese klassischen therapeutischen Therapieansätze häufig am eigentlichen Ziel vorbeigehen und dabei zum Teil auch Schaden anrichten können. Ein Patient der aufgrund einer chronischen rezidivierenden Depression über ausgeprägte Erfahrungen mit ambulanten und stationären psychotherapeutischen Einrichtungen gemacht hatte, sagte mir im Laufe der Hypnosebehandlung, dass ihm an der Hypnose gefalle, dass man als Mensch nicht klein gemacht werde wie bei anderen Therapieformen. Bei diesen würden die Patienten soweit „zerlegt“, bis sie keine Kraft mehr hätten sich gegen die Konfrontation mit den eigenen Gefühlen zu wehren. Er bemerkte, dass die Behandlung mit Hypnose zwar sehr intensiv sei, aber dass er dabei niemals das Gefühl der Überforderung oder Hoffnungslosigkeit verspürt habe, sondern im Gegenteil aus jeder Sitzung gestärkt herausgegangen sei. Meine Überlegung ist die, dass es einem Menschen auch schaden kann wenn dieser in einer Lebenskrise von seinem Therapeuten noch vor Augen geführt bekommt, wie verkorkst seine Kindheit gewesen ist, ohne wirkliche emotionale Heilung zu erfahren. Auch Schuldzuweisungen gegenüber den Eltern bringen die meisten Patienten nicht zu einer emotionalen Ausheilung, sondern stärken eher die Sichtweise aus der Opferrolle anstatt Möglichkeit zur Veränderung zu bringen.

Wenn man Menschen wirklich helfen möchte ihre emotionalen Probleme abzuarbeiten, dann muss man metaphorisch gesprochen mit ihnen gemeinsam an das Fundament des Hauses gehen und dort aufräumen. Mit einem guten Hypnosetherapeuten haben die Menschen wirklich die Chance, gemeinsam die Treppe hinabzusteigen, die in den Keller des Hauses zum Fundament führt. Was dort unten im Keller in den einzelnen Räumen wartet ist sehr unterschiedlich und abhängig von der Lebensgeschichte des Einzelnen.

In den einzelnen Hypnosesitzungen sucht man dann als Patient unter der sicheren Führung des Hypnosetherapeuten die einzelnen Räume auf und beginnt dort unten mit einer großen Aufräumaktion. Man begegnet bestimmten Gefühlen, Personen und Situationen und macht in jeder etwas mehr Klarschiff. Nach dem Aufräumen gehen wie von alleine die Fenster auf, Licht kommt rein, so dass alles wieder heller und freundlicher wird. Ein stabiles Fundament entsteht. Nach einer gewissen Anzahl von Sitzungen fällt den meisten Menschen dann auf, dass sich nicht nur im Keller und am Fundament etwas getan hat, sondern dass das ganze Haus auf einmal stabiler und schöner wird. Auf einmal tun sich neue Räume auf und man entdeckt, dass das eigene Haus immer größer und heller wird.

Das Schöne an der Hypnosetherapie ist, dass man auch mit alten Gefühlen komplett aufräumen kann und so zu seiner eigenen emotionalen Genesung beiträgt. Damit unterbricht man die Weitergabe von Neurosen an die nächste Generation und macht es seinen Kindern leicht, selbst ein Haus mit einem stabilen Fundament zu entwickeln. Da man als Mensch in seiner Familie oder seinem sozialen Umfeld immer ein Rad eines größeren Systems ist, trägt die eigene Genesung wie bei einem Ketteneffekt auch zu einem höheren Wohlergehen der einen umgebenden Menschen bei. Jede Einzelbehandlung mit Hypnose ist somit immer auch eine systemische Behandlung und trägt so zu der Entwicklung gesunder sozialer Verhältnisse bei.


Der Körper- Spiegel der Seele

Um zu verstehen wie Körper und Emotion zusammenhängen, führen Sie einmal folgendes Experiment durch: Achten Sie beim Fernsehen darauf, wie Ihr Körper reagiert wenn Sie einen Actionfilm und im Vergleich dazu eine gemütliche Naturdokumentation anschauen. Wenn Sie den Actionfilm ansehen, dann wird Ihr Körper angespannt sein, wenn es zu Explosionen, Stürzen, Schüssen oder anderen potentiell bedrohlichen Ereignissen kommt. Wenn Sie bei der Naturdokumentation sehen, wie das Steinadlerweibchen über seinem Horst kreist, dann werden Sie in der Regel einen entspannten Körperzustand wahrnehmen.

Der wichtige Punkt bei diesem Versuch sind die psychische Verarbeitung und die körperliche Antwort auf den auslösenden Reiz. Je nachdem welchen Reiz wir erleben reagieren wir entweder mit Anspannung oder Entspannung. Anspannung wird im menschlichen Körper über das sogenannte sympathische (aktivierende) Nervensystem und Entspannung über das parasympathische (beruhigende) Nervensystem vermittelt. Von der Aktivität der beiden Gegenspieler hängen unter anderem der Muskeltonus, der Herzschlag, die Atmung, die Blutgefäße und die Funktion der Baucheingeweide ab.

Im Falle einer gesunden Reizwahrnehmung nehmen wir den Stress auslösenden Reiz wahr, beispielsweise ein heranrasendes Auto: Unser Gehirn bewertet die eingehenden Informationen, unser sympathisches Nervensystem wird aktiviert und ermöglicht uns zu reagieren. Nachdem der Reiz nicht mehr präsent ist, übernimmt der Parasympathikus die Oberhand und wir entspannen wieder. Im Falle eines wiederholten Auftretens des Reizes wird bei Anwesenheit oder Erwartung des Reizes wieder der Sympathikus aktiviert.

Wenn Menschen wiederholt und in hoher Frequenz Stress auslösenden Reizen ausgesetzt sind, dann wird das normale Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung jedoch unterbrochen. Falls ein einzelner Reiz besonders stark ist, dann langt allein das einmalige Erleben des Reizes wie beispielsweise eine Traumatisierung, um dauerhaft für eine Überstimulation des sympathischen Nervensystems zu sorgen, so dass das sympathische Nervensystem ein Übergewicht gegenüber dem parasympathischen Nervensystem bekommt. Die genetische Veranlagung spielt hierbei eine wichtige Rolle und gerade die Menschen die genetisch bedingt eine sensiblere Antwort auf Reize zeigen, weisen in der Regel schneller und intensiver körperliche und psychische Symptome auf als die genetisch eher Hartgesottenen. Auch von großer Bedeutung sind die bisher durchgemachten Stress/Angstereignisse, da sich diese aufsummieren und so zu einer empfindlicheren Reizantwort führen. Ein Beispiel wäre hierfür ein Angstpatient, dessen Angst sich im Laufe der Zeit von einer spezifischen Angstreaktion (Herzklopfen bei Stress auf der Arbeit) auf andere Lebensbereiche (Autofahren, enge Räume) ausweitet. Das Nervensystem des Betroffenen wird durch die wiederholt ablaufenden Angstreaktionen überreizt und zudem findet eine Spezialisierung des Gehirnes auf die Wahrnehmung von und Reaktion auf angstauslösende Reize statt.

Wenn wir dieses Modell auf die Hypnose- Praxis übertragen, dann wird klar wieso beispielsweise Menschen, die als Kind häufig Konflikte der Eltern miterleben mussten oder die mit ihrem Partner, Chef etc. oft streiten, unter einer chronischen Überstimulation des aktivierenden Nervensystems leiden und körperliche wie psychische Symptome entwickeln. In diesem Fall sorgt die häufige wiederauftretende Konfrontation mit dem Reiz (Streit der Eltern) für eine krankhafte Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Auch hirnphysiologische Veränderungen insbesondere des sogenannten limbischen Nervensystems, das für die Gefühlswahrnehmungen und Reaktionen zuständig ist, finden schon nach relativ kurzer Zeit statt.

Als Ursache körperlicher Verspannungen kommen sowohl rein körperlich bedingte Verspannungen, rein psychisch bedingte Verspannungen, als auch Mischbilder in Betracht. Rein körperlich bedingte Verspannungen reagieren meist gut auf eine symptomorientierte Behandlung wie Massage oder lokale schmerzstillende Spritzen. Sind die Verspannungen am nächsten Tag wieder da, dann liegen häufig psychische Auslöser vor, oder körperliche Auslöser, die das Symptom reproduzieren, wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall. Jedoch kann auch ein Bandscheibenvorfall Folge einer psychisch bedingten Verspannung sein, insbesondere dann wenn er im Bereich der Halswirbelsäule auftritt.

Der Auslöser für körperliche Symptome - allen voran Muskelverspannungen im Nackenbereich - kann also psychischer Natur sein. Die Information die für eine chronische Übererregung des Nervensystems sorgt ist hierbei im Gehirn abgespeichert und reproduziert die Muskelanspannungen immer wieder, auch dann, wenn die verspannten Bereiche massiert oder mit Medikamenten behandelt werden. Nach meiner Erfahrung bringt auch die Arbeit mit Chakren oder körperlichen Energiepunkten in der Peripherie keine dauerhafte Besserung, solange nicht die im Gehirn abgespeicherte Information neutralisiert wurde. Hilfreich und richtig ist die Vorstellung, dass die Quelle der körperlichen Symptome bei muskulären Verspannungen mit psychischer Ursache im Gehirn sitzt und wir im peripheren Körper nur das vorfinden, was die Quelle im Gehirn als Signal in den Körper sendet. Um die das Nervensystem anpeitschenden Informationen im Gehirn nachhaltig zu neutralisieren bedarf es fast immer der Hypnose und emotionaler Abreaktionen.

Interessanterweise gibt es bestimmte Bereiche in der Peripherie des menschlichen Körpers, die besonders häufig symptomatisch werden, wenn psychische Ursachen vorliegen. Bei Kindern ist dies zu über neunzig Prozent der Bauch. Bei Erwachsenen meistens die Nackenregion, die Halsregion, die Herzregion, der Bauch und der Rücken, aber auch Stirn und Kopf. Patienten, die diese psychisch bedingten und körperlichen manifestierten Symptome wahrnehmen, sprechen häufig von einem Stein auf der Brust, einem Kloß im Hals oder Bauch, oder einer Zwinge um den Kopf. Ich bin der Meinung, dass die von Patienten zumeist beschriebenen Bereiche besonders stark von dem sympathischen Nervensystem versorgt werden und dass deshalb in diesen Bereichen die Überaktivierung hier besonders deutlich wahrgenommen wird.


Die innere Wahrnehmung

Die Veränderung der subjektiven Wahrnehmung ist Kern vieler Hypnosebehandlungen. Die individuelle Wahrnehmung entsteht durch ein Wechselspiel aus dem tatsächlich Wahrgenommenen, also dem real Vorhandenen, und der subjektiven Wahrnehmung des einzelnen Menschen. Wie wir Wahrgenommenes bewerten und verarbeiten hängt von unserem Wesen und den bisher gemachten Erfahrungen ab.

Nehmen wir einen Diamanten. Schon früh lernen wir von unserer Umwelt, wie wertvoll ein Diamant ist. Erst durch die in uns entstandene Wahrnehmung wird einem Diamanten ein hoher Wert beigemessen. Per se ist ein Diamant jedoch nicht wertvoller als irgendein anderer (Edel-)Stein. Ich möchte anhand dieses Beispiels den Blick für die subjektive Wahrnehmung und Bewertung schärfen. Der Wert, dem wir einer Sache, einer Person oder einer Situation beimessen, bestimmt deren tatsächliche Rolle in unserem Leben. Oft ist unsere subjektive Wahrnehmung und Bewertung wichtiger als das, was das Wahrgenommene real tatsächlich ist.

Wenn man das Wahrgenommene so bewertet, dass es einem mehr schadet als nützt, dann kann ein versierter Hypnosetherapeut mit der Hypnose sehr gezielt die innere Wahrnehmung und Bewertung so verändern, dass es den Menschen nach der Hypnose- Anwendung besser geht und innere Heilungsprozesse eingeleitet werden.

Hier ein Beispiel zur Veränderung der inneren Wahrnehmung einer Patientin und einer erfolgreichen Behandlung einer reaktiven Depression: Im Rahmen einer Trennung litt eine Patientin seit einigen Monaten ohne Aussicht auf Besserung. Sie weinte wochenlang und war zugleich völlig energielos. Das Leben schien ohne ihren Ex- Partner nicht mehr weiter zu gehen. In ihren Träumen tauchte der Ex- Partner ständig auf und die Patientin erlebte auf metaphorischer Ebene immer wieder das Gefühl von Hilflosigkeit. In der Hypnose arbeiteten wir mit der Wahrnehmung des Ex-Partner die die Patientin bisher in ihren Träumen hatte. Wir veränderten die Wahrnehmung ihres ehemaligen Partners und entidealiserten diesen, indem wir verschiedene Aspekte seiner Persönlichkeit und der Beziehung genauer betrachteten. Im Rahmen der zweiten Sitzung berichtete die Patientin, dass der Ex-Partner noch in Träumen auftauchte, die Wahrnehmung aber nicht mehr so belastend war wie zuvor. In dieser Sitzung betrachteten wir die Patientin selber und lenkten ihre Selbstwahrnehmung auf die Zeit vor der Partnerschaft. Die Patientin sah sich auf einmal nicht mehr hilflos und alleine gelassen, sondern nahm das innere Bild von sich selbst auf der Straße laufend wahr, verbunden mit der inneren Erkenntnis, dass sie selbst früher auch ohne Partner gut durch das Leben gekommen war, sprichwörtlich zwei gesunde Arme und Beine hat.

Zwei Wochen später waren die Albträume, die Schlafstörungen und die Antriebslosigkeit verschwunden und keine Zeichen einer reaktiven Depression mehr vorhanden. Interessanterweise konnte in diesem Fall innerhalb von zwei Sitzungen eine Genesung erreicht werden, die durch die zahllosen mit Freundinnen nach der Trennung geführten Gespräche nicht erreicht werden konnte. Die Effektivität der Hypnose hängt maßgeblich mit Möglichkeit zur Veränderung der inneren Wahrnehmung zusammen, welche hier genutzt wurde. Obwohl zwar die Trennung nicht ungeschehen gemacht werden konnte, konnte ich der Patientin dabei helfen, die Trennung, ihren Ex- Partner und sich so wahrzunehmen und zu bewerten, dass sie die Trennung gut verkraften und ihr Leben danach neu gestalten konnte. Viel wichtiger als die objektive Realität war in diesem Fall die subjektive Wahrnehmung der Patientin, durch deren Veränderung die Überwindung der Trennung vom Ex- Partner möglich wurde.


Symptome

Symptome sind die Folge einer seelischen oder körperlichen Störung. Mit dem Auftreten eines Symptoms entsteht meist der Wunsch nach Beseitigung, da das Symptom in der Regel die Lebensqualität der Betroffenen einschränkt. Manche Symptome, ich nenne sie Primärsymptome, haben keine bedeutenden Hintergründe und lassen sich leicht direkt behandeln. Andere Symptome werden durch tiefergehende Störungen hervorgerufen und lassen sich nur dadurch erfolgreich behandeln, dass die Ursachen der Symptome erkannt und an der Wurzel behandelt werden. Ich möchte zwei Beispiele aus meiner Praxis für ärztliche Hypnose in Hamburg anführen:
Ein Patient mit einer Schlafstörung kann an einer einfachen Schlafstörung leiden, die sich im Laufe der Zeit eingeschlichen hat. Wenige symptomorientierte Hypnosen werden den Patienten bei dieser isolierten Schlafstörung wieder zu einem gesunden Schlaf bringen. Genauso kann jedoch die Schlafstörung Ausdruck eines größeren Problems sein, beispielsweise einer Übererregung des zentralen Nervensystems durch einen Burnout. Hier wird eine direkte, symptomorientierte Behandlung der Schlafstörung allenfalls eine leichte Besserung bewirken, vielleicht auch gar nicht anschlagen.

Leidet ein Mensch an leichtem Übergewicht und ist sonst alles im Leben des Übergewichtigen im Lot, dann braucht er häufig nur einen Anstoß mit einer Suggestionshypnose um die Ernährung umzustellen und den Antrieb für sportliche Aktivität zu steigern. Ist ein Mensch jedoch stark übergewichtig und isst, um Stress zu kompensieren oder ungelöste Emotionale Konflikte zu betäuben, dann braucht er sicherlich eine ursachenorientierte Behandlung, die weit mehr erfasst als nur seine Lebensgewohnheiten.

Die eigentliche Kunst der Hypnose besteht darin beide Hypnose- Verfahren, die symptomorientierte Hypnose und die Hypnoanalyse, so sicher zu beherrschen, dass man Patienten mit Primärsymptomen eine wirkstarke Suggestionshypnose und Patienten mit Sekundärsymptomen eine nachhaltig auflösende Hypnoanalyse anbieten und ggf. beide Verfahren im Laufe der Behandlung kombinieren kann.

Wer sich über Symptome beliest, wird feststellen, dass manche Autoren die Meinung vertreten, Symptome ließen sich interpretieren oder würden gar einem bestimmten Zweck dienen. Ich widerspreche dieser Auffassung, denn Symptome per se besitzen nicht die Intelligenz, einen eigenen Zweck zu verfolgen. Vielmehr sind Symptome und Erkrankungen die Folge eines seelischen oder körperlichen Ungleichgewichts und bewirken durch ihr Auftreten, dass ein Weitermachen wie bisher verhindert wird. Ich rate davon ab, Symptome zu interpretieren, wie es häufig in der Psychoanalyse und der tiefenpsychologischen Psychotherapie getan wird. Eine Patientin mit Bulimie erbricht nicht, weil sie etwas „zum Kotzen“ findet, sondern um ihren psychischen Stress zu lindern, der vor allem in das Baucheingeweidesystem projiziert. Symptome sind Ausdruck einer Störung, welche sich an einem bestimmten Punkt des Körpers manifestiert. Wo im Körper das Symptom auftritt, ist maßgeblich von der genetischen Neigung und der externen Reizung abhängig. Manche Menschen entwickeln unter Stress eine Magenschleimhaut-Entzündung, andere können nicht mehr gut einschlafen, während wiederum andere ein Handekzem entwickeln. Der Punkt im Körper, wo der Stress sich am stärksten bemerkbar macht, ist der Punkt, wo die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten am höchsten ist. Kommen Umweltreize dazu, wird das Auftreten des Symptoms in diesen Bereich noch wahrscheinlicher, beispielsweise bei einem Neurodermitiker, der zusätzlich zu seinem psychischen Stress allergenen Stoffen ausgesetzt ist.

Man tut sich den größten Gefallen, wenn man ein Symptom als Ausdruck einer Störung sieht, deren Linderung Ziel der Behandlung sein sollte. Verschwindet das Symptom, ist die Behandlung passend und erfolgreich, bleibt oder reproduziert sich das Symptom, dann muss die Ursache behandelt oder ein anderes Verfahren angewandt werden.

Manche Symptome sind so schwerwiegend, dass diese sich nicht erfolgreich behandeln lassen, beispielsweise Symptome, die Folge von genetischen Erkrankungen sind oder Symptome, die Folgeerscheinungen von bereits abgelaufenen oder schwer behandelbaren Erkrankungen sind. Liegen solche tatsächlich unheilbaren Symptome vor, dann müssen Patienten erlernen, bestmöglich mit den Symptomen umzugehen. Leider wird gerade im psychotherapeutischen Bereich vielen Patienten vermittelt, eine Auflösung bestimmter beispielsweise kindlicher Gefühle sei unmöglich, und Patienten müssten lernen mit diesen Gefühlen zu leben. Häufig werden so Patienten entmutigt Verfahren, wie Hypnose anzuwenden, mit denen man tatsächlich negative kindliche Gefühle durch Abreaktionen auflösen kann. Mit einem Symptom leben zu müssen, ist in meinen Augen nur dann angemessen, wenn wirklich alle effizienten Therapieoptionen ausgeschöpft und dennoch keine Besserung erzielt wurde.

Manche Patienten profitieren von dem sogenannten sekundären Krankheitsgewinn. Das heißt sie profitieren von der Zuwendung der Umwelt, die ihnen durch die Erkrankung zuteilwird. Gerade in diesen Fällen haben die Patienten häufig wenig bis keine Eigenmotivation ihre Erkrankung erfolgreich zu überwinden und sabotieren den Behandlungserfolg. In diesen Fällen macht die Durchführung einer Therapie keinen Sinn. Allerdings sollte man sehr vorsichtig sein mit der Vermutung sekundärer Krankheitsgewinn und sich selber ein Bild davon machen, ob tatsächlich ein sekundärer Krankheitsgewinn besteht, oder ob der Betroffene einfach bisher noch kein adäquates Therapieverfahren für die Lösung seines Problems finden konnte. Dies sieht man in der Praxis weitaus häufiger als einen tatsächlichen sekundären Krankheitsgewinn.


Placebo-Effekt

Der Placebo Effekt entsteht durch ein Zusammenspiel aus der positiven inneren Erwartungshaltung und einer äußeren suggestiv wirkenden kraft.  Bei dem Placebo Effekt handelt es sich um eine Suggestionshypnose im Wachzustand und damit genau genommen um eine sogenannte Wachhypnose. Viele Menschen erfahren den Placebo Effekt, ohne zu wissen, dass es sich dabei um Hypnose handelt. Der Placebo Effekt bzw. die Hypnose, bei der mit Suggestionen gearbeitet wird, spricht die Erwartungshaltung des Menschen und damit sein Gefühl an.

Dabei weckt lange nicht nur das gesprochene Wort als Suggestion sondern alle die Dinge, die bei einem Menschen die Erwartungshaltung einer Besserung erzeugen und ihn dazu bringen, gefühlsmäßig an eine Besserung zu glauben.

Wenn beispielsweise ein Patient eine Empfehlung an einen Bekannten ausspricht, dann weckt bereits die Empfehlung eine positive Erwartungshaltung in diesem und der Glaube an eine Veränderung entsteht. Der Glaube wiederum bewirkt einen Eintritt der erwarteten Wirkung. Die Empfehlung wirkt in diesem Fall als Suggestion, die von demjenigen bereitwillig aufgenommen wird, der Hilfe braucht. Auch eine aufwendige Praxiseinrichtung, ein Medikament, ein weißer Arztkittel oder eine Vielzahl von Sprechstundenhilfen transportieren die Suggestion der Besserung.

Lässt ein Mensch den Gedanken zu, dass ihm geholfen werden kann, greift die Suggestion und es finden hirnphysiologische und körperliche Veränderungen statt: die Hypnose, der Placebo Effekt, tritt ein. Insbesondere aufwendige Apparaturen, knallig gefärbte Tabletten (pink, grün) oder das besonders selbstsichere Auftreten eines Heilers oder Arztes sprechen das Gefühl der Menschen an und schaffen häufig erste Veränderungen.

Während meines Medizinstudiums absolvierte ich eine Famulatur bei einem Arzt für Hautheilkunde. Ich fragte mich, wieso er häufig eine Pflegecreme verschrieb, die mit einem harmlosen Hautantibiotikum in der benachbarten Apotheke für die Patienten angerührt wurde, und dies bei völlig unterschiedlichen Hauterkrankungen. Er sagte mir, dass man als Hautarzt nur in Ausnahmefällen den Patienten ohne Salbe nach Hause schicken dürfe, weil dieser sich sonst unbehandelt fühle.

Um den Glauben des Patienten an die Wirksamkeit der verabreichten Salbe zu verstärken, wählte er eine Zusammensetzung, die in der Apotheke angerührt werden musste und keine einfache Pflegecreme. Die fertige Salbe wurde dem Patienten dann vom Apotheker in einer kleinen medizinisch wirkenden Dose (weiß mit rotem Deckel) überreicht, zudem standen eine Prozentzahl und medizinische Begriffe für die Pflegecreme und das Antibiotikum auf der Dose. Dieser Hautarzt setzte Placebos bei rund einem Drittel (!) seiner Patienten ein. Und zwar immer dann wenn er aus seiner klinischen Erfahrung wusste, dass bei der vorliegenden Problematik Medikamente nicht ansprechen würden. Ein interessantes Beispiel für einen Hautarzt, der neben der Kenntnis seines Fachgebietes den Placebo Effekt gezielt nutzte, um seinen Patienten zu helfen; leider heute noch ein Ausnahmefall unter Medizinern. Ein weiteres Beispiel für Wachhypnose, die Nutzung von Suggestionen und den Placebo Effekt an dieser Stelle: während meiner Studienzeit in Heidelberg begegnete ich in der inneren Medizin einem chinesischen Professor und Chefarzt, der seinen Krebspatienten immer folgende sehr eindringliche Anweisung gab: "Atmen Sie tief ein...und nun atmen Sie die bösen Zellen aus!" Vielfach wurde dieser Satz von den begleitenden Ärzten und Studenten belächelt, dabei verbirgt sich doch ein äußerst nützliches mentales Werkzeug dahinter. Es wird suggeriert, dass es möglich ist, böse Krebszellen auszuatmen und dies regt den Patienten dazu an, sich vorzustellen, dass er selbst zu seiner Heilung beitragen kann. Dies kann ausschlaggebend für den Heilungsprozess sein, da ansonsten das Gefühl der Hilflosigkeit und damit Depressionen entstehen können, die die Ausheilung körperlicher Erkrankungen weiter erschweren. Insbesondere als unlösbar empfundene Probleme lösen überverhältnismäßig häufig Depressionen aus. So sieht man sehr oft bei therapieresistenten körperlich bedingten Schmerzen Depressionen als Folgeerkrankung. Auch bei als unlösbar empfundenen weltlichen Problemen wie Schulden oder einer nie endenden Scheidung entstehen häufig Depressionen, weil diese ihren Nährboden in dem Gefühl von Hilflosigkeit finden.

Der oben genannte Professor nutzte zudem die geistige Vorstellung seiner Patienten also Suggestion für die Heilung, denn er wusste um die heilvolle Wirkung der positiven geistigen Vorstellung auf die körperliche Erkrankung. Heißt dies nun, dass man einfach über die Atmung und die innere Vorstellung Krebs heilen kann? Wohl eher nicht, aber man kann die Macht der inneren Vorstellung und der Hypnose ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung nutzen um für einen bestmöglichen Ausgang der Erkrankung zu sorgen. Gerade im alternativmedizinischen Bereich wird enorm viel mit dem Placebo Effekt und Wachhypnose behandelt. Häufig werden die Behandler selbst in den Placebo Effekt eingebunden indem sie sehr viel Geld für eine bestimmte Apparatur bezahlen oder eine umfangreiche Ausbildung absolvieren, bevor sie die Absolution für die Verfahrensanwendung durch ihr Ausbildungsinstitutes erteilt bekommen. Dadurch, dass der Behandler selbst so ein hohes Investment trägt, wird ihm ein hoher Wert seiner Gerätschaft oder seiner Ausbildung suggeriert. Dadurch greift bei ihm die Suggestion, ein hilfreiches Verfahren oder Gerät anzuwenden und er kann diese Suggestion leicht auf seine Kunden übertragen. Natürlich gibt es auch viele tatsächlich wirksame alternativmedizinische Verfahren und Ausbildungen, hierbei summieren sich dann der Suggestionseffekt und der eigentlich wirksame Effekt der Behandlung auf, was eine deutliche Steigerung der Behandlungseffektivität im Vergleich zu reinen Placebo- Behandlungen zur Folge hat.  Der Placebo Effekt macht etwas eigentlich Unwirksames zu etwas Wirksamen. Wie bereits aufgezeigt, bewirken die positive Erwartungshaltung und die Kraft der Suggestion den eintretenden Effekt.  Doch die Wirksamkeit von Placebos hat ihre Grenzen. Wenn das psychische oder körperliche Problem alleine durch die Suggestion nicht geheilt werden kann ist der Placebo Effekt/die Suggestion meist nur von kurzer Dauer. Würde man beispielsweise einen Patienten mit einer Gallenblasenentzündung operieren, ohne ihm die Gallenblase zu entfernen und ihm dabei suggerieren, die Gallenblase sei entfernt worden, dann würde sich die Symptomatik am Anfang durch die erwartete Entnahme der Gallenblase verbessern, sobald aber der Gallestau und die Entzündung wieder Überhand nehmen, würde sich der Placebo Effekt jedoch aufheben. Ähnlich bei Heilern, deren Anwendung keinen wirklichen Nutzen bringt: sobald sich das ungelöste körperliche oder psychische Problem wieder in den Vordergrund drängt, löst sich der Placebo Effekt wieder auf. Allerdings erreichen Heiler, die Interventionen ohne einen wirklichen therapeutischen Effekt anbieten eben die Patienten, bei denen die psychischen oder körperlichen Symptome durch die Kraft des Placebo Effektes bzw. einer Suggestion beseitigt werden können. Dies ist häufiger der Fall als man denkt. Manche Menschen fragen sich, ob Hypnose auch nur ein Placebo sei. Aus meiner praktischen Tätigkeit heraus kann ich sagen, dass Hypnose kein Placebo ist, da sie auch bei den Menschen funktioniert die nicht an die Wirkung der Hypnose glauben oder anfänglich skeptisch sind. Allerdings ist mit Hypnose natürlich wie bei allen anderen Verfahren auch eine positive Erwartungshaltung verknüpft, also ist alleine das Beginnen einer Hypnotherapie schon mit einem positiven suggestiven Effekt verbunden.



Hypnose lernen mit Floris Weber